Nur kleine, feine Unterschiede

Das Prinzip Ottomotor in optimierter Ausführung: Unter der Haube sorgt leicht veränderte Technik für weniger Emissionen und Verbrauch

VON KLAUS LEONARD

Mit Erdgas betriebene Fahrzeugmodelle unterschieden sich äußerlich nicht von ihren Geschwistern mit herkömmlichem Antrieb. Auch bei der Handhabung und Wartung machen sich für die Nutzer im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen keine Besonderheiten bemerkbar, die einen Umstieg erschweren könnten.

Der Motor eines Erdgasfahrzeugs unterscheidet sich ohnehin kaum von einem herkömmlichem Autoantrieb. Auch ein Erdgasmotor funktioniert nach dem Otto-Prinzip, hat Zündkerzen und einen Dreiwegekatalysator. Hinzu kommen die Druckgasbehälter, Druckregler, Einspritz- und Rückschlagventile sowie eine elektronische Motorsteuerung. In den Zylindern wird statt eines Benzin-Luft-Gemischs ein Erdgas-Luft-Gemisch verdichtet, entzündet und verbrannt.

Beim Tanken fließt das Erdgas vom Speicher der Tankstelle in den – oder die – Druckgasbehälter des Fahrzeugs. Von dort strömt das Gas durch ein multifunktionales Sicherheitsventil, das zum Beispiel im Fall eines Unfalls die Gaszufuhr zum Motor automatisch unterbricht, in den Hochdruckregler. Hier wird der Speicherdruck des Erdgases von rund 200 bar auf sieben bar verringert. Eine spezielle Filtereinheit, die dem Hochdruckregler nachgeschaltet ist, verhindert, dass etwaige Verunreinigungen im Erdgas die Gasdosiereinheit verschmutzen. Deren computergesteuerte Magnetventile dosieren die benötigte Erdgasmenge entsprechend den Anforderungen – zum Beispiel: Teillast- oder Volllastbetrieb. Durch eine sequenzielle Gasdosierung wird der Gasfluss zentral verteilt. So kann das Erdgas in jeden Ansaugtrakt getrennt eingeblasen werden. Damit wird eine optimale Verbrennung gewährleistet. Der Nutzen: größtmögliche Ausnutzung des Kraftstoffs und geringstmögliche Emissionen. Das Erdgas verwirbelt mit der Ansaugluft, und das Gemisch verbrennt wie bei einem herkömmlichen Ottomotor.

Erdgasfahrzeuge werden in zwei verschiedenen Versionen angeboten: bivalent oder monovalent. Bivalente Fahrzeuge können sowohl mit Erdgas als auch mit Benzin fahren. Ist der Gasvorrat erschöpft, schaltet der Motor während der Fahrt automatisch auf Benzinantrieb um. Der Fahrer merkt davon nichts. Durch die beiden Tanks erhöht sich die Reichweite des Fahrzeugs beträchtlich. So bekommt der Fahrer eines Erdgasautos keine Probleme, wenn die nächste Erdgastankstelle nicht in Sicht ist. Monovalente Fahrzeuge werden nur mit Erdgas betrieben oder haben einen Nottank mit bis zu 15 Liter Benzin. Der Motor kann in diesem Fall besser auf den Erdgasantrieb abgestimmt werden. Dies führt zu einem optimierten Kraftstoffverbrauch und damit auch zu geringeren Schadstoffemissionen.

Die Motorpflege unterscheidet sich nicht von der eines benzinbetriebenen Fahrzeugs. Erdgasmotoren bestehen wegen der hohen Abgastemperaturen stellenweise aus Materialien, die auch höheren Temperaturen standhalten als Benziner oder Dieselfahrzeuge. Sie sind dafür aber wartungsärmer, weil sie keine Rückstände und somit keinen Abrieb aus verbranntem Dieselkraftstoff aufweisen. Das heißt unter anderem: Ölwechsel sind seltener nötig. Ein Erdgasfahrzeug muss aber ebenso regelmäßig gewartet werden wie jedes andere Auto auch. Grundsätzlich kann jede Werkstatt die Fahrzeuge warten und instand halten. Zur Wartung der erdgasspezifischen Systemkomponenten muss aber ausgebildetes Fachpersonal herangezogen werden. Die Wartungsintervalle und der Umfang der Arbeiten sind in der Zusatzbetriebsanleitung eines Erdgasfahrzeugs aufgeführt. Hersteller und Umrüster geben ebenfalls Auskunft. „Weiterentwickelte und noch sparsamere Otto- und Dieselmotoren werden auf absehbare Zeit die wichtigsten Antriebsquellen bleiben, sagt Thomas Schlick, Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie. „Allerdings stellt Erdgas einen wichtigen Baustein unserer Strategie dar, die Abhängigkeit vom Rohöl zu verringern, und steht bereits heute ausreichend zur Verfügung.“