Nicht alle dürfen in die Zone

Zum Jahreswechsel wird in der Berliner Innenstadt die sogenannte Umweltzone eingerichtet. Nur Autos, die bestimmte Abgasgrenzwerte einhalten, dürfen hinein. Erdgasfahrzeuge erfüllen bereits die strengeren Regelungen, die ab 2010 gelten

VON KLAUS LEONARD

Am 1. Januar 2008 wird die Berliner Innenstadt innerhalb des S-Bahn-Rings zur „Umweltzone“. Das heißt: Autos mit Benzinmotor dürfen hier nur dann fahren, wenn sie einen geregelten Katalysator nach EU-Norm haben. Dieselfahrzeuge müssen mindestens die Abgasnorm Euro 2 erfüllen – oder die Euro-1-Norm, sofern sie über einen Partikelfilter verfügen. Ab 2010 müssen Dieselfahrzeuge sogar die Schadstoffklasse Euro 3 erfüllen und einen Rußfilter haben. Dies schreibt die sogenannte Luftrahmenqualitätsrichtlinie vor – von Brüsseler Bürokraten auch liebevoll als 96/62/EG bezeichnet. Sie wurde bereits am 27. September 1996 vom Europäischen Rat erlassen. Schon seit Anfang 2005 gibt es Grenzwerte für den Ausstoß von Feinstaub – und künftig auch von Stickoxiden. Das stellt vor allem Städte und Ballungsgebiete in Deutschland vor Probleme, da die neuen Grenzwerte dort meist nicht eingehalten werden. Während durch neue Heizungssysteme und Dämmung an Häusern bereits große Fortschritte gemacht werden konnten, hakt es nach wie vor beim Autoverkehr.

Feinstäube sind unsichtbar und werden auch von denen nicht wahrgenommen, die sie inhalieren. Und genau das macht sie laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) so gefährlich. Die feinsten Partikel haben Durchmesser von 2,5 Millionstel Metern. „Grobe Teilchen werden in den oberen Bereichen der Atemwege abgeschieden und entfalten dort lokale Wirkungen. Aber wir husten sie rasch wieder hinaus“, erläutert der Umweltmediziner und Epidemiologe Heinz-Erich Wichmann. „Je feiner die Partikel sind, umso tiefer dringen sie in die Lunge ein und bleiben dann sehr lange dort.“ Die noch kleineren ultrafeinen Teilchen könnten sogar durch die Lunge in die Blutbahn, ins Gewebe und den ganzen Körper gelangen. Das hat zwei Effekte zur Folge: in den Atemwegen selbst, aber auch in anderen Organen, insbesondere im Herzen. Wichmanns Fazit: „Je kleiner die Teilchen, umso größer sind die Schäden, die sie potenziell anrichten.“ Die WHO nannte in ihrem Gesundheitsreport 2002 bereits konkrete Zahlen: 100.000 Menschen sterben nach ihren Angaben allein in Europa Jahr für Jahr an den unsichtbaren Feinstaubwolken. Damit gingen 725.000 Lebensjahre verloren.

Der Grenzwert für die Feinstaubkonzentration von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter darf an maximal 35 Tagen im Jahr überschritten werden. In einer zweiten Stufe sind ab 2010 zusätzlich Stunden- und Jahresmittelwerte für Stickoxide festgelegt. Die Grenzwerte für diese Luftschadstoffe werden bis heute nicht überall eingehalten. Auch der Jahresgrenzwert für Stickoxide, eine sogenannte Vorläufersubstanz des Reizgases Ozon, wurde in den vergangenen Jahren vielerorts überschritten. Erdgasfahrzeuge erhalten in dieser Situation Auftrieb: Sie erfüllen schon heute die von der EU geforderten Umweltstandards für das Jahr 2010. Denn sie sparen 25 Prozent Kohlendioxid gegenüber einem vergleichbaren Benzinfahrzeug ein. Im Vergleich zu Dieselfahrzeugen reduziert sich der Stickoxidausstoß sogar um bis zu 80 Prozent, und sie brauchen noch nicht einmal einen Rußpartikelfilter.

Die monovalenten Erdgasfahrzeuge – Autos, die ausschließlich mit Erdgas fahren und nicht auf Benzinbetrieb umgestellt werden können – haben einen durchschnittlichen Kohlendioxidausstoß von 146 Gramm pro Kilometer und sind damit schon sehr nahe an dem Zielwert der deutschen Autoindustrie von 140 Gramm pro Kilometer. Durch die Beimischung von regenerativ erzeugtem Biomethan zum Kraftstoff Erdgas kann der Kohlendioxidvorteil noch einmal deutlich gesteigert werden. Tanken Erdgasfahrzeuge Bioerdgas in Reinform, was ohne Veränderungen am Motor möglich ist, dann fahren sie sogar kohlendioxidneutral.