11. April? 20. März? Ach, egal!

ZAHLEN Am vergangenen Freitag war Equal Pay Day. Dabei ist der erst in drei Wochen. Zumindest nach der Definition, die Medien und Ministerin Schwesig verwendeten. Auf der EPD-Webseite steht etwas anderes

BERLIN taz | Der Equal Pay Day liegt am 11. April. Obwohl ihn am vergangenen Freitag, dem 20. März, alle Welt gefeiert hat, wäre das richtige Datum für den Tag, bis zu dem Frauen arbeiten müssten, um das Vorjahresgehalt der Männer zu erreichen, der 11. April.

Das hat dankenswerterweise die Süddeutsche Zeitung ausgerechnet. Bei der Umrechnung der 22-Prozent-Lohnlücke ist den Organisatorinnen ein Fehler unterlaufen: Sie haben 22 Prozent des Frauenlohns in Zeit umgerechnet und addiert. Die 22 Prozent beziehen sich aber auf die höheren Männerlöhne. Dementsprechend später liegt der Tag im Jahr. Bei den Organisatorinnen des Equal Pay Day, des Tages, der auf die Lohnlücke öffentlich hinweist, verweist man auf die eigene Homepage.

Dort wird ganz korrekt erklärt, dass die Zahl anders interpretiert werden muss. Es sei der Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während die Männer bereits seit dem 1. Januar Lohn bezögen.

Schon 2013 geändert

Nicht verstanden? Kein Wunder, es ist auch eine extrem verquere Erklärung, die nur deshab gewählt wurde, weil die Organisatorinnen des Equal Pay Day nicht plötzlich ihr Datum nach hinten verschieben wollten. Also änderten sie bereits im Jahr 2013 einfach ihre Definition und passten sie dem Datum an.

Das Problem: Sie machten das so unauffällig, dass es niemand mitbekam. Und so hieß es gestern in allen Reden am vergangenen Freitag, etwa auch von Frauen- und Familienministerin Manuela Schwesig (SPD), aber auch auf der Homepage des Familienministeriums, in den Agenturmeldungen des epd und auch in der taz: Der Equal Pay Day sei der Tag, bis zu dem Frauen arbeiten müssten, um das Männergehalt des Vorjahres zu erhalten. Alle lagen falsch. Letztlich ist es natürlich der Symbolgehalt des Tages, der zählt. Aber über einen massiven Fehler derart hinwegzugehen, dass nicht einmal die zuständige Ministerin vorgewarnt ist, wirft natürlich kein gutes Licht auf die Organisatorinnen.

Interview zurückgezogen

Die taz führte zu diesem Thema ein Interview mit einer Organisatorin, um den Fehler aufzuklären. Anschließend wurde das Interview in Gänze zurückgezogen. Und welche Konsequenz zieht der Verein? „Ggf. werden wir hier weitere kommunikative Schritte veranlassen“, schreibt die Pressestelle. Wäre eine Idee.

HEIDE OESTREICH