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: Sehr fleischig! Carol Thatcher wirbt für englische Weihnachtspastete

In der Reihe „Ortstermin“ besuchen AutorInnen der taz nord ausgewählte Schauplätze am Rande des Nachrichtenstroms

1979 bis 1990 – 21 Jahre lang hat Margaret Thatcher das Bild Großbritanniens in der Welt geprägt. So lange war die „Eiserne Lady“ Prime Minister. Nun ist auch ihre Tochter Carol als eine Art Botschafterin des Vereinigten Königreichs unterwegs. Als Reporterin der BBC-Fernsehsendung „Food Ambassador“ (Essensbotschafter) versucht die 54-Jährige, britische Esstradition auch in Deutschland populär zu machen.

Mit dem Celler Weihnachtsmarkt glaubt Thatcher, den richtigen Ort dafür gefunden zu haben. Und obwohl sie und ihr Chefkoch Roger in ihrer kleinen Bude alles geben – die Fleischpastete, die aus mehreren Lagen Truthahn, Hühnchen und Schwein besteht, kann nicht jeden überzeugen. „Sehr fleischig“, sagt eine Test-Esserin mit leicht angewidertem Gesichtsausdruck. Auch die Cranberry-Tunke, die dieser kuchenähnlichen Kreation etwas Pfiff verleihen soll, hilft nichts. „Typisch britisch“, sagt dazu ein anderer Pasteten-Tester Thomas. Vom Kochen hätten die Insulaner ja noch nie was verstanden. Gut, dass Carol Thatcher kein Deutsch versteht! „Wir haben auch Sauerkraut“, schwärmt Pasteten-Botschafterin Thatcher.

Glaubhaft begeistert ist die Essensbotschafterin dagegen von den deutschen Weihnachtsmarkt-Spezialitäten „Ick liebe Glühwein“, sagt sie. Außerdem fährt sie auf Bratwurst ab. Das will sie auch den bis zu sechs Millionen Zuschauern ihrer Sendung erzählen. „Und Heiligabend gibt es bei euch Stollen“, glaubt Thatcher.

Es gibt einen Grund für solche Missverständnisse: in Großbritannien gibt es normalerweise keine Weihnachtsmärkte. Seit 1999 allerdings wird in Manchester ein deutscher Weihnachtsmarkt abgehalten, und mittlerweile gibt es immer mehr „German Christmas Markets“. „Die Briten lieben Bratwürste“, versichert die BBC-Reporterin Thatcher. Dabei haben ihre Landsleute neben interessanten Fleischpasteten noch viele andere landestypische Weihnachtsspezialitäten. Plum Pudding mit Brandy zum Beispiel. Den wird Carols Mutter Margaret dieses Jahr zusammen mit ihrem Sohn Mark essen, nachdem beide einen Truthahn verspeist haben. „It’s very standard in Britain“, sagt Thatcher. Anders als ihr Zwillingsbruder, werde sie aber nicht zu Hause sein. „Ich werde die Sonne in Thailand genießen“, sagt sie. Weihnachten gibt es dann wohl asiatisches Curryfleisch. LUKAS SANDER