WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Am Mittwoch wird mit Erich Schmidt in der Alice-Salomon- Fachhochschule über „Antiziganismus und ‚Dr.‘ Robert Ritter“ gesprochen, woran zunächst einmal das Dr. in Anführungszeichen interessiert. Bricht sich hier der Standesdünkel von StudentInnen Bahn? Wie auch immer: Robert Ritter war Leiter des Kriminalbiologischen Instituts der Sicherheitspolizei und als Wissenschaftler maßgeblich am Völkermord an den Sinti und Roma beteiligt. Viele tausend Tote hat er zu verantworten, die Menschen starben auch im Sinti-und-Roma-Zwangslager Berlin-Marzahn. Daran soll erinnert werden.
Am selben Abend wird im Baiz über „90 Jahre Russische Revolution aus libertärer Sicht“ diskutiert. In der Ankündigung heißt es: „Ob in Argentinien, Spanien oder Deutschland – überall gärte es. Doch was wurde 1921 aus Lenins Losung ‚Alle Macht den Räten!‘? Emma Goldman und ihr Freund Alexander Berkman, zunächst Beauftragte der Bolschewiki, verließen desillusioniert das revolutionäre Russland.“ 1921? Der Wegzug Emma Goldmans als Ende der Hoffnung? Das ist noch blöder als das unwürdige Gestreite über die schreckliche Erschießung der aufständischen Matrosen von Kronstadt.
Am Donnerstag wird im Kurt-Lade-Klub über „Sexismus im Alltag“ gesprochen. Die Leitfragen lauten: „Warum sitzen eigentlich an der Kasse bei Lidl immer nur Frauen? Und warum gibt’s an der Uni praktisch nur männliche Dozenten?“ Angesichts dieser Fragen muss man sich fragen: Ist dem Sexismus wirklich so naiv beizukommen? Hat Emma doch recht?
Am Freitag wird im Haus der Demokratie über den „Pflegenotstand“ gesprochen, und ein „Pflege-Stammtisch“ soll etabliert werden. Das ist tatsächlich nötig, nicht nur für die, die sich in der Pflege tagtäglich abarbeiten, sondern auch für die Gepflegten.
Antiziganismus: Alice-Salomon-Platz 5, Mi., 18 Uhr
Leninismus: Christinenstraße 2a, Mi., 19 Uhr
Sexismus: Grabbeallee 33, Do., 19 Uhr
Pflegenotstand: Greifswalder Straße 4, Fr., 19 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen