marcel koller
: Stabiler Schweizer

Der Jubel nach dem Spiel hielt sich in Grenzen. Die Spieler des VfL Bochum winkten nach dem 2:2 gegen Karlsruhe kurz Richtung Fans. Nichts Besonderes also – hätte sich nicht Trainer Marcel Koller unter die Akteure gemischt. Der sonst so zurückhaltend auftretende Schweizer wollte sich gemeinsam mit seinem Team vom Publikum in die Winterpause verabschieden.

Dass Koller auch in der Rückrunde Trainer des VfL sein wird, kann als relativ sicher angesehen werden. Wie es aber im Sommer wird, ist unklar. Ein Angebot des Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Altegoer zur Vertragsverlängerung lehnte er vorerst ab. Er wolle wissen, wie es mit der Mannschaft weitergehe. Ein neuerlicher Komplettumbau des Teams komme für ihn nicht in Frage, so Koller. Deutliche Worte. Bereits zum Ende der vergangenen Saison hatte Koller sich damit abfinden müssen, seine Leistungsträger zu verlieren. Torjäger Theofanis Gekas wechselte nach Leverkusen, Spielmacher Zvjezdan Misimovic nach Nürnberg und Torhüter Jaroslav Drobny nach Berlin. Vom Team, das den achten Rang belegte, blieb nicht mehr viel übrig. Umso erstaunlicher, dass Koller und Manager Stefan Kuntz nahezu gleichwertigen Ersatz gefunden haben. Gegen Karlsruhe standen fünf Neuzugänge in der Startelf. Stanislav Sestak erzielte seine 14. und 15. Saisontreffer. Wie lange er dies noch für den VfL tut, ist ungewiss. Koller würde ihn gerne über den Sommer 2008 hinaus behalten – unter seiner Regie.

In Bochum wären sie auch gar nicht mehr so unglücklich darüber. Während in den vergangenen beiden Spielzeiten regelmäßig „Koller raus“-Rufe durch das Ruhrstadion schallten, schweigt das Publikum derzeit. Die VfL-Anhänger haben sich an die perspektivische Arbeit des Schweizers gewöhnt: Wie schon in den Jahren zuvor brauchte die Mannschaft zwar eine gewisse Zeit, um sich zu finden. Mittlerweile ist das „System Koller“ aber stabil. Mit derzeit 19 Punkten ist das Polster auf die Abstiegsränge relativ groß. Sollte der VfL den Klassenerhalt schaffen, wäre der Verein schuldenfrei. Langfristig könnte Koller das erreichen, was seinen Vorgängern Klaus Toppmöller und Peter Neururer trotz Uefa-Cup-Teilnahme verwehrt blieb: den VfL Bochum wieder langfristig in der Bundesliga zu etablieren. Wenn sie ihn denn lassen. HOLGER PAULER