Doch kein Angriff auf Flüchtlinge

BLOCKUPY Das Protestbündnis bestreitet, dass bei den Ausschreitungen in Frankfurt die Glastür einer Flüchtlingsunterkunft zu Bruch ging. Die Scheibe gehörte zu einem Hotel

Andere Beschäftigte hatten die Vorwürfe gegen Blockupy „Quatsch“ genannt

VON CHRISTIAN JAKOB

BERLIN taz | Das Blockupy-Bündnis hat sich gegen die Vorwürfe gewehrt, bei den Ausschreitungen am vergangenen Mittwoch in Frankfurt sei ein Flüchtlingsheim angegriffen worden. Es geht um ein Gebäude an der Straße Allerheiligentor im Frankfurter Ostend. Dort befindet sich ein vom katholischen Kolpingwerk betriebenes Jugendwohnhaus, in dem unter anderem 20 Flüchtlinge leben.

Dieses Gebäude blieb aber bei der Randale unbeschädigt. Durch Steinwürfe beschädigt wurde die Tür eines ebenfalls vom Kolpingwerk betriebenen Hotels in der Langen Straße, direkt um die Ecke. Die beiden Gebäude sind über einen Durchgang miteinander verbunden. „Die Flüchtlingsunterkunft ist nicht beschädigt worden“, sagte ein Mitarbeiter der Wohneinrichtung der taz. Andere Beschäftigte, die nicht zitiert werden wollten, hatten die Vorwürfe gegen Blockupy „Quatsch“ genannt.

Das Kolpingwerk in Köln bestand am Montag gegenüber der taz darauf, dass es sich um denselben Gebäudekomplex handele. Bundessekretär Ulrich Volmer hatte in der vergangenen Woche deshalb eine „Entschuldigung bei den betroffenen Flüchtlingen“ gefordert. „Es ist nicht hinzunehmen, dass unbeteiligte Menschen bedroht und eine Unterkunft von minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen mit Pflastersteinen beschädigt wird.“

Das Kolpingwerk verwies am Montag darauf, dass der Blockupy-Anmelder, der hessische Linken-Abgeordnete Ulrich Wilken, sich schließlich bereits entschuldigt habe. Doch der mag als Kronzeuge nicht herhalten: Er habe sich sehr wohl für die zerstörte Scheibe entschuldigt, nicht aber für einen Angriff auf ein Flüchtlingswohnheim, „denn den hat es nicht gegeben“, sagte Wilken am Montag der taz.

Die Aktivisten des Blockupy-Bündnisses hat der Vorwurf politisch schwer getroffen. Sie glauben, dass die Flüchtlinge zu Blockupy-Opfern gemacht wurden, um ihre Demo zu diskreditieren. „Blockupy setzt sich von jeher für die Rechte und die Sicherheit von Geflüchteten und gegen die mörderische Abschottungspolitik der EU ein“, schrieben sie am Samstag. Antirassistische Netzwerke hätten nach Frankfurt mobilisiert, viele Flüchtlinge seien am 18. März mit auf der Straße gewesen. Sie verwiesen darauf, dass viele Blockupy-AktivistInnen sich regelmäßig an Demonstrationen gegen Pegida und Naziaufmärschen beteiligen und „hierbei mehrfach Flüchtlingswohnheime mit ihren eigenen Körpern vor rechten Schlägertrupps geschützt“ hätten.

Unterdessen befindet sich der italienische Student Federico Annibale weiter in Haft. Er wurde am Vormittag des 18. März von Polizisten in der Frankfurter Innenstadt festgenommen. Ihm wird „schwerer Landfriedensbruch“ und Körperverletzung“ vorgeworfen. Die Polizei fürchtet, beim G-7-Treffen der Außenminister Mitte April in Lübeck könne sich die Blockupy-Randale wiederholen. 3.500 Polizisten sollen dort eingesetzt werden.