heute in Bremen
: Wider die Bestäubungsanarchie

Die Abgeordneten bekommen in der Bremischen Bürgerschaft ein Glas Honig überreicht

taz: Warum schmieren sie den Parlamentariern Honig ums Maul?

Dieter Rudolph, Vorsitzender der Bremer Imkervereinigung: Um sie nochmal auf der Situation der Imkereien aufmerksam zu machen. In den letzten acht Jahren ist die Zahl der Bienenvölker kontinuierlich um fünf Prozent im Jahr zurückgegangen. Auch die Zahl der Imker gesunken.

Warum ist das ein Problem?

Zum einen sind wir überaltert. Zum anderen gibt es das Problem der aus Asien eingeschleppten Varroa-Milbe, an der ganze Bienenvölker zugrunde gehen. Das bekommen wir offensichtlich nicht in den Griff. Die meisten Imker sind Freizeit-Imker, und wenn sie diese Verluste nicht ersetzt bekommen, verlieren sie auch die Lust. Dabei geht es nicht in erster Linie um den Honig – sondern um die Bestäubung. Wenn die Entwicklung so rasant weiter geht, müssen wir uns irgendwann umsehen, wo wir das Obst herbekommen. 80 Prozent der Blütenpflanzen werden von Insekten bestäubt, davon wiederum 80 Prozent von der Honigbiene. Wenn sie verschrumpelte Äpfel sehen, dann ist das ein Hinweis darauf, dass sie nicht von Insekten bestäubt worden sind. Und die Biene fliegt nicht wie die Hummel vom Apfel über den Löwenzahn zur Birne.

Und wie können die Abgeordneten da helfen?

Sie können darauf Einfluss nehmen, so dass die Imker wenigstens das Geld für Aus- und Weiterbildung bekommen, dass sie noch vor vier Jahren hatten. Damals bekamen wir 6.000 Euro pro Jahr, jetzt sind es noch 1.500. Die Imker in den anderen Bundesländer bekommen wesentlich mehr. Fragen: Jan Zier