Vereinsverbot für Dschihadisten

ISLAMISTEN Sie sollen Teenager geködert und Dschihadisten im Gefängnis betreut haben. Zum Fußball mit anschließender Predigt darf „Tauhid Germany“ nun nicht mehr laden

500 Polizisten durchsuchten bundesweit 26 Wohnungen von 25 Salafisten

AUS BERLIN ASTRID GEISLER

Es handelte sich um eine kleine, militante Dschihadisten-Gruppierung. Nur etwa 30 Mitglieder sollen ihr bundesweit angehört haben. Dennoch entschieden sich die Sicherheitsbehörden gestern zum großen Schlag. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erließ ein Vereinsverbot gegen die islamistische Kameradschaft „Tauhid Germany“.

Ein „klares Signal an die militant-dschihadistische Szene“ solle es sein, sagte der Minister. Insgesamt 500 Polizisten durchsuchten bundesweit 26 Wohnungen von 25 Salafisten – die allermeisten in Nordrhein-Westfalen, aber auch einige in Hessen, Schleswig-Holstein und Bayern. Sie beschlagnahmten Computer, Handys und Propagandamaterial. Waffen wurden bei den Razzien nicht gefunden, auch für Festnahmen reichte es zunächst nicht.

Die Sicherheitsbehörden hatten das kleine, umtriebige Dschihadisten-Netzwerk und seine Werbeaktionen für die Terrorgruppe IS seit knapp drei Jahren im Blick. Sie werfen den Mitgliedern vor, eine Nachfolgeorganisation der bereits 2012 verbotenen Gruppe „Millatu Ibrahim“ gegründet zu haben – die genauso gefährlich sei. Tauhid Germany habe gezielt Jugendliche missioniert, sie radikalisiert und versucht, terroristischen Nachwuchs für Kämpfe an der Seite der Terrormiliz IS in Syrien und im Irak zu rekrutieren.

Die Gruppe verbreitete ihre hetzerische Propaganda vor allem über soziale Netzwerke im Internet, bot aber auch Fußballtraining für Jugendliche an – samt anschließender Indoktrinierung, warb mit Infoständen in Fußgängerzonen und kümmerte sich um inhaftierte Dschihadisten in Gefängnissen.

Schon die Vorgängerorganisation Millatu Ibrahim galt als eines der wichtigsten Rekrutierungsnetzwerke für den Dschihad in Deutschland. Ihre Anführer sollen diese Arbeit unter neuem Namen fortgesetzt haben, mit stilisiertem Schwert im Logo und unmissverständlichen Slogans wie „Brüder im Glauben, bis der Kopf fliegt“. Unter den Verdächtigen sind laut dem Innenministerium auch Dschihadisten, die sich in Syrien und im Irak aufgehalten hätten.

Der verbotenen Gruppierung sollen einige Größen der Salafisten-Szene angehört haben, darunter der langjährige islamistische Strippenzieher Hassan K. aus der Kleinstadt Hemer in Nordrhein-Westfalen.

Auch der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) begrüßte das Verbot. So halte man „den Druck auf die Salafisten aufrecht“ und gehe „entschieden gegen ihre menschenverachtende Propaganda vor“, sagte Jäger in Düsseldorf. „Damit verhindern wir, dass sie den Terror in Syrien und Irak unterstützen.“