Wulff in Kreditklemme

VORWURF Bundespräsident soll Geld doch von Unternehmer Geerkens erhalten haben. Wulff beteuert: Geld kam von Frau

HANNOVER taz | Einen Tag nach seinem öffentlichen Bedauern über das Verschweigen eines Privatkredits sind am Freitagnachmittag neue Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Bundespräsident Christian Wulff (CDU) laut geworden: Das 500.000-Euro-Darlehen soll womöglich doch nicht, wie von Wulff bislang angegeben, von der Ehefrau des befreundeten Unternehmers Egon Geerkens stammen, sondern von Geerkens selbst.

Das berichtete der Spiegel am Freitag vorab und berief sich dabei auf Geerkens selbst: Er habe mit dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten verhandelt, „wie das Geschäft abgewickelt werden könnte“, wird Geerkens zitiert. Außerdem habe der Unternehmer erklärt, dass er eine Vollmacht für das Konto seiner Frau Edith hatte, über das die Zahlung 2008 erfolgte. 2010 habe Wulff das Darlehen dann auf ein gemeinsames Konto der Geerkens zurückgezahlt, nachdem er es durch einen regulären Kredit der BW-Bank in Stuttgart abgelöst hatte. Ohne nennenswertes Vermögen sei Edith Geerkens Mitte der 90er in die Ehe gegangen, in der Gütertrennung vereinbart ist, führt der Spiegel als weiteres Indiz dafür an, dass Wulffs Freund Egon Geerkens der eigentliche Kreditgeber war.

Eine vom Bundespräsidenten beauftragte Anwaltskanzlei verbreitete eine Stellungnahme, in der es heißt: „Der Vertrag über das Privatdarlehen wurde mit Frau Edith Geerkens geschlossen.“ Wulff habe „zu keinem Zeitpunkt Anlass“ gehabt, „daran zu zweifeln, dass die Darlehenssumme – wie bei der Vereinbarung des Darlehens beschrieben – aus dem Vermögen von Frau Edith Geerkens stammt“.

Geschäftliche Beziehungen zu dem Unternehmer hatte Wulff abgestritten, als die niedersächsische Landtagsopposition den damaligen Ministerpräsidenten Anfang 2010 danach fragte.

Am Donnerstag hatte Wulff erklärt: „In der Sache hatte und habe ich nichts zu verbergen“. THA

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