DIE KLEINE WORTKUNDE

Futlapperl, das. Wienerischer Ausdruck für Schamlippe. Kulturgut oder frauenfeindlicher Ausdruck?

Niemand hätte sich diese Frage gestellt, wäre er nicht zensiert worden. Die Wiener Flughafenverwaltung war nämlich auf die Idee gekommen, Ankommende auf dem neuen Terminal mit der Ortssprache vertraut zu machen. Dazu wurde das komplette Wörterbuch Österreichisch-Deutsch, 1995 zusammengestellt vom Mundartdichter H. C. Artmann und Astrid Wintersberger, auf Glastafeln gedruckt und installiert. Schon bald machte jemand auf das jugendgefährdende Potenzial einiger Begriffe aufmerksam. „Futlapperl“ und „wischerln“ wurden mit Packpapier überklebt und sollen demnächst mit einem „Willkommen“-Schriftzug überdruckt werden.

Während das Verb „wischerln“ (urinieren) in bestimmten Gesellschaftsschichten gerne gebraucht wird, war „Futlapperl“ selbst eingefleischten Wienern bislang kaum geläufig. Es sei „unerlässlich, dafür Sorge zu tragen, dass Passagieren keine potenziell fremdenfeindlichen, diskriminierenden, frauenfeindlichen oder religiöse Gefühle verletzenden Inhalte aufgezwungen werden“, sagt Flughafen-Sprecher Peter Kleemann. RALF LEONHARD