Streit um Spendenaktion

ABGEZWEIGT GAL und Steuerzahlerbund kritisieren hohe PR-Kosten für „Mein Baum – Meine Stadt“

„Das Geld für die PR kommt aus einem ganz anderen Topf“

FRANK KRIPPNER, UMWELTBEHÖRDe

Der Senat ist zufrieden: durch die Aktion „Mein Baum – meine Stadt“ sind insgesamt fast 300.000 Euro an Spenden zusammengekommen – genug für rund 600 neue Bäume. Ein großer Erfolg, war doch der innerstädtische Baumbestand zuletzt stark zurückgegangen. Vor allem die Grünen bemängeln aber die hohen PR-Kosten der Aktion.

„Die Spendenbereitschaft der Bürger war riesig groß, und riesig groß war auch der Werbeaufwand des Senats“, schreibt GAL-Fraktionschef Jens Kerstan in einer Presseerklärung. Demnach stünden den 294.000 Euro an Spenden Ausgaben für PR und Reklame in Höhe von 132.000 Euro gegenüber. „Von jedem 500-Euro-Bürgerbeitrag pro Baum fließen 225 Euro für Werber, Fotos und Broschüren statt für Ahorn, Buche oder Linde“, rechnet Kerstan vor, der die Zahlen auf eine kleine Anfrage an den Senat erhalten hatte. Jeder gemeinnützigen Organisation, die 45 Prozent ihrer Spenden für Reklame ausgibt, schimpft Kerstan, würde sofort das Spendensiegel entzogen. Laut deutschem Zentralinstitut für soziale Fragen liegen Werbe- und Verwaltungsausgaben im Durchschnitt bei 14 Prozent.

Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt weist die Kritik zurück. Die große Resonanz bei den Bürgern spreche für den Erfolg der Aktion, sagt Sprecher Frank Krippner. Die Annahme, dass nur die Hälfte der knapp 300.000 Euro tatsächlich für Bäume ausgegeben wurde, sei falsch. „Das Geld für die PR-Aktion kommt nicht aus dem Spendentopf“, betont Krippner, „sondern aus einem ganz anderen Topf.“ Jeder Cent der Bürgerspenden werde für die Pflanzung und die dreijährige Betreuung der Bäume aufgewendet.

„‚Zu Mein Baum – Meine Stadt‘ hätte hanseatisches Unterstatement besser gepasst, als die teure und überflüssige PR für den Senat“, kritisiert der Bund der Steuerzahler. E. F. KAEDING