Borussia macht Neonazis das Licht aus

RECHTE Rund 700 Neonazis und Hooligans ziehen durch Dortmund, um den Mord an einem Punker vor zehn Jahren zu feiern. Fußballbundesligist ist unter den Gegendemonstranten

DORTMUND taz | Mehrere Tausend Menschen haben am Samstag in Dortmund gegen einen Aufmarsch von Neonazis protestiert. Auch Borussia Dortmund beteiligte sich: Aus Protest gegen ein Rechtsrockkonzert in der Nähe des Signal-Iduna-Parks schaltete der Fußballbundesligist die sonst weithin sichtbare Stadionbeleuchtung aus. Er wolle Neonazis keine Kulisse bieten, teilte der Verein mit.

Der vergangene Samstag war ein besonderes Datum für Dortmund. Am 28. März 2005 hatte ein Neonazi den Punk Thomas „Schmuddel“ Schulz erstochen. Zum zehnjährigen Todestag waren Gedenkaktionen von Nazigegnern geplant. Doch auch die neonazistische Partei „Die Rechte“ reagierte und meldete einen Aufmarsch mit anschließendem Rechtsrockkonzert an.

Die Dortmunder Polizei hatte vergeblich versucht, die rechten Veranstaltungen verbieten zu lassen, war damit jedoch vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen und dem Oberverwaltungsgericht Münster gescheitert.

Am Freitag erklärte die Polizei auf einer Pressekonferenz, dass sie den Weg der Nazis nicht bekannt geben werde. Die Rede war nur von einer Örtlichkeit, „die akzeptabel für die Dortmunder Bevölkerung ist“.

Dass damit ein Parkplatz in Sichtweite des Westfalenstadions gemeint war, fanden viele Dortmunder nicht lustig, allen voran der BVB. „Alle Vereinsakteure haben schnell gehandelt, so konnten wir unseren Protest umsetzen“, erzählt Daniel Lörcher, Fanbeauftragter des BVB. Das Licht am Stadion wurde gelöscht und ein antirassistisches Banner am Stadion aufgehängt. „Wir fanden es bedauerlich, erst so kurzfristig zu erfahren, dass der Aufmarsch in der Nähe unseres Stadions stattfindet“, sagt Lörcher. Auch im Netz äußerten zahlreiche BVB-Fans ihren Unmut über die Örtlichkeit des Nazikonzerts.

Das Stadion bot dann auch eine schlechte Kulisse für die rechte Veranstaltung. Von den 700 Neonazis sowie Mitgliedern der „Hooligans gegen Salafisten“ verließen viele schnell wieder den Platz. Schlechtes Wetter, polizeiliche Auflagen sowie ein Alkoholverbot und die Randlage des Platzes in der Stadt dürften vielen gewaltbereiten Rechten nicht gefallen haben. Gegen 20 Uhr wurde das Konzert mit einer Handvoll Teilnehmer beendet.

In der Dortmunder Innenstadt hatten tagsüber Nazigegner aus verschiedenen Spektren demonstriert. Mehr als 2.000 dürften zusammengekommen sein. Versuche, die rechte Veranstaltung zu blockieren, wurden von der Polizei im Keim erstickt. Bei einer Gedenkdemo von Antifa-Gruppen kam es zu Rangeleien mit der Polizei. Die Antifaschisten durften wegen ihrer zu hohen Teilnehmerzahl nicht durch den Ortsteil Dorstfeld laufen, in dem viele Neonazis wohnen. In der Innenstadt wurden die Demonstranten nach Böllerwürfen von der Polizei über Stunden eingekesselt.

Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau dankte am Sonntag allen Bürgern, die friedlich Flagge gegen den Aufmarsch der Neonazis gezeigt hätten. Sie hätten so dem Versuch, einen feigen Mord zu feiern, die Stirn geboten und deutlich gemacht, „dass für dieses abscheuliche Gedankengut kein Platz ist in dieser Stadt“. SEBASTIAN WEIERMANN