Kein Barock in Gaza

Israel lässt palästinensischen Musiker nicht nach Gaza einreisen. Barenboim-Orchester sagt Konzert ab

BERLIN ap ■ Ein von Daniel Barenboim gefördertes Orchester hat ein Konzert im Gazastreifen abgesagt, weil einem seiner palästinensischen Musiker die Einreise verweigert wurde. Dirigent Barenboim zeigte sich über den Vorfall gestern in Berlin „sehr traurig“: „Ein Konzert von Barockmusik in einer katholischen Kirche in Gaza hat, wie wir alle wissen, nichts mit Sicherheit zu tun und bringt so viel Freude zu Menschen, die es sehr schwer haben, dort zu leben.“ Das Konzert sollte am letzten Sonntag stattfinden.

Barenboim appellierte an die israelische Regierung, man solle „das Humanistische und Kulturelle wirklich nicht nur erlauben, sondern fördern, in Gaza wie auch in Westbank“. Er sagte, das Orchester, das mit rund 20 Musikern aus England, den USA, Frankreich und Deutschland sowie dem palästinensischen Musiker angereist war, habe alle Genehmigungen zur Einreise nach Gaza für das Musikfestival gehabt. Dem 27-jährigen Palästinenser sei die Einreise aber dennoch nicht genehmigt worden, mit der Begründung, er habe keine individuelle Erlaubnis besessen.

Die Gruppe sei sieben Stunden lang festgehalten worden. Aus Solidarität habe sich das Orchester entschlossen, das Konzert abzusagen, sagte der 65-Jährige. Er finde es gerade vor dem Hintergrund der jüdischen Geschichte sehr traurig, dass nun die Israelis Kultur und Musik verhinderten, denn genau für diese Ziele habe das Volk gekämpft.

An eine Normalisierung des Verhältnisses zwischen Palästinensern und Israelis glaube er nicht. Das sei nicht möglich, „wenn eine Seite besetzt und die andere Seite besetzt ist“. Barenboim kündigte an, am 12. Januar in Ramallah einen Klavierabend mit Werken von Ludwig van Beethoven zu geben.