WEIHNACHT MIT CHILI
: Schäbige Orte

Ich sage niemand etwas davon

In der FAS stand, ich würde „schäbige Orte“ aufsuchen, und wenn ich dem Herrn Einstein vom Café Einstein davon erzählte, wohin ich wegen Apfelstrudel mit Vanillesoße und Vanilleeis und das vorzügliche Wiener Schnitzel häufig gehe, würde jemand Hausverbot auf Lebenszeit kriegen. Und zwar für immer, wie Mr. Fup präzisieren würde, wenn es ihn denn nur interessieren täte.

Jetzt fühle ich mich fast schon verpflichtet zur Weihnachtsfeier in die Respectbar zu gehen. Aber ich sage niemand etwas davon. Da sind nur BVB-Fans, und die haben ganz andere Probleme. Wie das nächste Spiel gewinnen. Auch die Barfrau würde darüber nur lächeln, wie sie immer lächelt und zwar chinesisch. Freundlich und wie ein Engel steht sie am Tresen, trinkt Prosecco, stützt ihre Ellbogen auf und raucht, wie sie immer raucht, wenn nicht gerade ein Bier bestellt wird. Da müsste schon was Schwerwiegenderes passieren, bevor es Hausverbot gibt. Wahrscheinlich müsste der Videobeamer samt Leinwand zu Klump gehauen werden, auf dem immer die Spiele von Dortmund gezeigt werden. Das würde gar nicht gehen. In Wirklichkeit gehe ich wegen des Chilis con Carne hin. Aber das Chili ist alle. Ich bin zu spät. Zum Trost kriege ich von Heike BVB-Plätzchen. Heike trägt immer einen BVB-Rock, den sie sich selber genäht hat. Sie ist die gute BVB-Fee. Sie hat die Plätzchen gebacken. Das sind gelbliche Teigstücke, die zu Bs geformt sind, zu Vaus, und außerdem gibt es Nullen und Neunen, damit man ein „BVB 09“ im Kreis anordnen kann, bevor man es aufisst. Aber das möchte ich nicht, so kurz vor einem entscheidenden Spiel. Dann gibt es noch Glühwein, mit dem die Dortmund-Fans bereits vorgeglüht haben. Sie singen inbrünstig sämtliches Liedgut über den BVB, vor allem „Heja BVB“, und das immer wieder und laut, wegen des Glühweins.

KLAUS BITTERMANN