„Unser Kampf geht weiter“

Bischof Cappio bricht in Brasilien seinen Hungerstreik gegen eine Flussumleitung ab

PORTO ALEGRE taz ■ Nach 24 Tagen hat der brasilianische Bischof Luiz Flávio Cappio seinen Hungerstreik gegen die umstrittene Flussumleitung des Rio São Francisco abgebrochen. Am Donnerstagabend ließ der Franziskaner während eines Gottesdienstes in Sobradinho (Bundesstaat Bahia) einen Brief verlesen, in dem er erklärt, sein Kampf gegen das Großprojekt gehe weiter. Der 61-Jährige hatte neun Kilo abgenommen und war am Mittwoch fünf Stunden lang bewusstlos.

„Wir haben mit Enttäuschung gesehen, wie die Mächtigen die Unterwerfungsgeste der Justiz gefeiert haben“, heißt es in der Erklärung. „Doch unser Kampf geht weiter. Er steht auf dem Fundament des Glaubens an den Gott des Lebens und an das organisierte Handeln der Armen. Wir kämpfen gegen die Zerstörung unserer Artenvielfalt, unserer Flüsse, unserer Menschen und gegen die Arroganz jener, die alles in Ware und Tauschobjekte verwandeln wollen.“

Leonardo Boff sagte, durch seinen Hungerstreik habe Cappio eine breite Debatte über die Lage im brasilianischen Nordosten ausgelöst: „Er wendet sich gegen die Verteilung des Wassers: 70 Prozent für das Agrobusiness, 20 Prozent für die Industrie und nur fünf Prozent für die Bevölkerung“, meinte der Befreiungstheologe. „Im Grunde wollte Dom Luiz den Präsidenten daran erinnern, dass er gewählt wurde, weil er versprochen hatte, für die Armen zu regieren.“

Präsident Lula hatte zuvor bekräftigt, dass er an der Flussumleitung festhalten werde. „Es ist das humanste Projekt der Regierung“, sagte er. „Als Nordostbrasilianer, der als kleiner Junge Wasser in Blechbüchsen transportiert hat, weiß ich, was Wasser bedeutet.“ Am Mittwoch hatte das Oberste Bundesgericht mehrere Einsprüche gegen die Flussumleitung zurückgewiesen. GD