Norbert Quitter
: Funktionär als Selbstversuch

Norbert Quitter, 33, war Lokführer bis ihm GDL-Chef Schell vorschlug, Profi-Gewerkschafter zu werden.  FOTO: GDL

Aus Mecklenburg-Vorpommern über Frankfurt an der Oder nach Hamburg – und immer mit der Bahn. Norbert Quitter ist Leiter des Bezirkes Nord der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und – wie sollte es anders sein – Lokführer aus Leidenschaft. Er habe lange gezögert, die Führerstand gegen einen Schreibtischstuhl einzutauschen, sagt der 33-Jährige, der inzwischen in Nadelstreifen auf Sitzungen auftaucht.

Aufgewachsen ist er in Mecklenburg-Vorpommern. Den Berufsstart legte noch bei der Reichsbahn hin, „Industriemechaniker Betriebstechnik“ hieß das Berufsbild. 1995 ging Quitter nach Frankfurt am Main und wurde Lokführer „weil das nach der Wende im Osten alles so gut wie aussichtslos war“. Das Leben als Lokführer hat ihm Spaß gemacht. „Ist anstrengend, aber auch schön. Sonst hat es ja auch gar keinen Sinn, sich dafür zu entscheiden.“ Quitter kennt fast das ganze Spektrum. Er hat Güter-, Regional-, und S-Bahnen gefahren und kennt die Sorgen der Lokführer, deren Streiks die Öffentlichkeit beschäftigen.

Zur Gewerkschaft kam Quitter über die Jugendarbeit. „Irgendwann wurde ich Jugendauszubildendenvertreter und dann ging das immer so weiter: Ortsgruppenvorsitzender, dann wurde ich in den Betriebsrat in Frankfurt gewählt.“ Schließlich fragte ihn der GDL-Vorsitzende Manfred Schell, ob er sich vorstellen könne, hauptamtlich für die Gewerkschaft zu arbeiten. „Ich bin noch nicht alt und hab die Chance, das einfach mal auszuprobieren“, sagte sich Quitter – und nahm Schells Angebot an. Am 2. November 2005 wurde der Lokführer als jüngster Kandidat der GDL-Geschichte zum Bezirksvorsitzenden gewählt. Am meisten schätze er es, den Menschen zu helfen, sagt Quitter.

Aktuell hilft er den Eisenbahnern, indem er sie bei ihren Streiks unterstützt und mit der Bahn verhandelt. Quitter ist für die Gespräche mit den Privatbahnen in Norddeutschland, wie der Nord-Ostsee-Bahn, zuständig. Sein dringendstes Anliegen? „Ich hoffe, dass die Bahn jetzt endlich mal ein Angebot auf den Tisch legt, das ernsthaft einen eigenständigen Tarifvertrag beinhaltet.“ GRIT BEECKEN