Stefan Osterhaus schaut sich in den Galerien von Berlin um

So, jetzt ist mal wieder so ein ereignisarmes Jahr fast zu Ende gegangen, und ganz sicher ist es ein guter Zeitpunkt, noch einmal flanieren zu gehen. Aber erst einmal in Gedanken. Und zurückblicken, was mit hoher Wahrscheinlichkeit im Gedächtnis bleibt von all den Ausstellungen, die sich unsereiner im Jahr 2011 angesehen hat. Wim Botha, ein Südafrikaner, der seine Skulpturen aus Büchern macht (vorzugsweise Bibeln aus Hotelnachttischen) und die Bücher mit Schraubzwingen zusammenhält, bleibt ganz sicher. Das war die wohl schauderhafteste Metapher, die mir im letzten Jahr untergekommen ist. Angesichts solcher Wirkung war es aber ganz erheiternd, zu sehen, wer und was sich alles so am Okkulten versucht, wo die Realität doch allerhand Reibungsfläche bietet und die Flucht in die Welt der Metaphysik nicht unbedingt nahelegt.

 Ein Künstler wie der Japaner Hiroki Tsukuda, der mit New Tokyo bei Lena Brüning eine verstörende Ausstellung realisieren konnte, gehörte zur Minderheit derjenigen, die den Realitätscheck wagten. Wenig okkult geht es dagegen bei Vincent Vulsma zu, der junge Holländer hat ein Faible für geometrische Formen und knüpft damit an eine bekannte niederländische Tradition an: Die Nutzung des Raums hat gefälligst effizient zu sein. Und Vulsma gelingt es tatsächlich, noch eine sinnliche Komponente hineinzubringen. Zum Abschluss ein Fazit der anderen Art, ein Resümee, das etwas umfassender ausfällt: Laura Mars Grp. feiert Zehnjähriges, und zu sehen gibt es allerhand schöne und gute und vor allem substanzvolle Werke aus zehn Jahren Galeriebetrieb, die dankenswerterweise noch bis Ende Januar zu sehen sind. Man trifft alte Bekannte: Bettina Allamodo, Undine Goldberg, Thomas Hauser seien stellvertretend genannt, deren Arbeiten für ein Jahrzehnt engagierten Galeristinnenschaffens stehen.

■ Vincent Vulsma; wieder ab 7. bis 28. Januar, Mi.–Sa., 13–18 Uhr, Cinzia Friedländer, Potsdamer Str. 105 ■ Schau zu 10 Jahre Laura Mars Grp.; 10. bis 28. Januar, Di.–Fr. 13–19 Uhr, Sa. 12–16 Uhr, Laura Mars Grp., Sorauer Str. 3