Dekonstruktion des Kinderglaubens

betr.: „Gesprengte Ketten“, taz vom 14. 12. 07

Der Artikel liefert eher Karikaturen als Informationen über die (kath.) Kirche, was mich als Theologen und taz-Leser besonders ärgert. Die Evolutionstheorie gilt bei den beiden großen Kirchen keineswegs als „ketzerisch“, sondern als plausible naturwissenschaftliche Welterklärung, eben weil die Kirche nicht vorschreibt, an die Bibel Wort für Wort, als quasi historische Berichterstattung, zu glauben. Hätte der Protagonist des Artikels ein wissenschaftliches Theologiestudium aufgenommen, wären ihm schon da Hören und Sehen bei der Dekonstruktion seines Kinderglaubens vergangen.

Glaubt eigentlich wirklich noch jemand, an theologischen Fakultäten deutscher Universitäten würde von staatlich besoldeten Professoren ein voraufklärerisches, wörtliches Bibelverständnis gelehrt mit Sieben-Tage-Schöpfung, Arche Noah, Gang übers Wasser etc.? Zu differenzierten Sichtweisen, die auch in Fragen der Religion nötig sind, führt so eine klischeehafte Berichterstattung jedenfalls nicht.

VOLKER KOCH, Stuttgart