heute in bremen: Frühstückslektüre
Die Ursprünge unserer täglichen Frühstückslektüre erforscht das Bremer Presseforschungs-Institut
Man schrieb das Jahr 1605. An der politischen Peripherie des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation startet eine Revolution, die noch heute für den Lesestoff am Frühstückstisch sorgt. Im elsässischen Straßburg wagt der junge Buchhändler Johann Carolus (1575-1634) mit seiner „Relation“ den Schritt vom handschriftlichen Nachrichtenbrief zur ersten gedruckten Zeitung.
Von diesen Anfängen bis in die neuere Zeit ergründet das Bremer Institut der Deutschen Presseforschung die Geschichte der Zeitungen – und das seit 50 Jahren. „Carolus druckte im Rhythmus der wöchentlich eintreffenden Post die jeweils neuesten Nachrichten aus der gesamten bekannten Welt“, erläutert der Historiker und Literaturwissenschaftler Johannes Weber.
1632 kam in Bremen das erste periodisch gedruckte Blatt heraus unter dem Namen „Ordinari Postzeitung“. Zunächst erschien es je nach Bedarf, später zwei- oder dreimal wöchentlich.
„Zeitungen wurden von jeher aus rein ökonomischen Gründen gemacht“, sagt Weber. Sie seien von Anfang an ein lukrativer Gelderwerb, aber keine Bastion oppositioneller Haltungen gewesen. Auch wenn die Lektüre die selbständige Meinungsbildung und die spätere Emanzipation des städtischen Bürgertums gefördert habe. Unter dem Primat des Ökonomischen entwickelte sich die Zeitung nach Carolus‘ „Relation aller fürnemmen und gedenckwürdigen Historien“ rasant zum Massenmedium.
Was heute undenkbar ist: Sensationsmeldungen etwa zu Katastrophen und Kriminalfällen, „Tatarennachrichten“ genannt, gab es in den Anfängen kaum, berichtet Weber. „Der am meisten verbreitete Prosatext im 17. Jahrhundert ist die Zeitung mit trockenen politischen, diplomatischen und militärischen Lageberichten.“ Dieter Sell (epd)
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