Es trifft auch Frauen, Alte und Behinderte

OPFERZAHLEN Offizielle Statistiken gibt es nicht. US-Bürgerrechtler zählten mehrere Hundert Polizeiopfer – in einem Monat

NEW YORK taz | Es ist eine Kleinigkeit, herauszufinden, wie viele Menschen jährlich in den USA von Haien angefallen werden oder wie viele Totgeburten es gibt. Statistiken darüber, wie oft Polizisten Menschen töten, arbeiten jedoch mit Spekulation. Von offizieller Seite werden diese Daten nicht systematisch erfasst.

Anfang April veröffentlichen schwarze Bürgerrechtsgruppen eine erschreckende Zahl: Danach seien allein im Monat März 111 Menschen von der Polizei in den USA getötet worden. Das wären mehr Todesfälle, als die britische Polizei seit dem Jahr 1900 verursacht hat. Eine andere Quelle, die Zeitschrift Economist, listet auf, dass die Polizei in einem durchschnittlichen Jahr 458 Menschen tötet. Im selben Zeitraum töten Polizisten in Deutschland 8 Menschen und in Großbritannien und Japan keinen einzigen.

Polizeigewerkschaften und politische Freunde der Polizei bestehen dennoch darauf, dass tödliche Schüsse von Polizisten selten und noch seltener ungerechtfertigt seien. Dass Rassismus ein Grund dafür sei, bestreitet die Polizei grundsätzlich.

Der Blick auf einige der Opfer vom März ist erhellend. Entgegen der weit verbreiteten Vorstellung, dass die Schussopfer der Polizei schwarz, jung und männlich seien, geht daraus hervor, dass auch Frauen und ältere Männer und gelegentlich auch Weiße unter den Opfern sind. Nicht selten trifft es Behinderte. Am 9. März erschoss ein weißer Polizist in Georgia einen 27-Jährigen. Der hatte angeblich versucht, den Polizisten anzuspringen. Das Opfer war schwarz, unbewaffnet und nackt. DORA