: Neben dem Arbeitsamt: Leben wie im Bergwerk
■ Anwohner rund um den neuen Verwaltungs-Klotz des Arbeitsamts bleiben Luft, Sonne und Parkplätze weg / Letzte Parkfläche wurde ohne Bürgerbeteiligung an die Bundesanstalt für Arbeit für ein „Berufsinformations-Zentrum“ verkauft
„Ein Leben wie im Schacht eines Bergwerks“ - nämlich dunkel, laut und riskant - fürchten die AnwohnerInnen zwischen Daniel von Bürenstraße und Doventorsteinweg, wenn im nächsten Sommer die Bagger von Bremens größter Baustelle ab und dafür Berufsberater des Bremer Arbeitsamts nachrücken. Immer höher wurde im Laufe der Bauzeit das neue AA -Verwaltungsgebäude, wuchs von von ursprünglich geplanten vier auf jetzt sieben Geschosse und ließ die Wohnzimmer der gegenüberliegenden Wohnhäuser dunkler und dunkler werden. Weil Parkplätze zwischen Daniel von Büren Straße und Doventorsteinweg schon jetzt knapp sind, sehen die Anlie
ger darüber hinaus die Autos von Berufsberatern und Arbeitsuchenden in ihren Seitenstraßen nach Wohnplätzen suchen. Wenn obendrein Umweltenatorin Lemke-Schulte samt Behörde erst ins ehemalige Berufsbildungszentrum umgezogen und der Schallplatten- und Hifi-Gigant „Saturn“ ins ehemalige Leffers - Gebäude“ eingezogen ist, dürfte das Verkehrs-und Parkplatz-Chaos vollends perfekt sein.
Umso ärgerlicher sind die Mitglieder der nahegelegenen Michaelis-Gemeinde, seit sie erfahren haben, daß nun auch noch die letzte Parkfläche vor dem alten Arbeitsamtsgebäude bebaut werden soll: Zusätzlich zu dem siebengeschossigen Verwaltungs
Kasten will das Arbeitsamt hier ein „Berufs -Informationszentrum“ (BIZ) hochziehen lassen, in dem schwer vermittelbare Arbeitslose sich in Zukunft über Fortbildungsangebote und Vermittlungs-Chancen informieren sollen.
Nur durch Gerüchte erfuhren
Anwohner und Gemeindemit glieder überhaupt vom 3,5-Millionen-Verkauf des 5694 Quadratmeter-Grundstücks an die Bundesanstalt für Arbeit. Weder der Stadtteilbeirat noch das Ortsamt waren um eine Stellungnahme gebeten worden. Als das Ortsamt Ende April eine Einwoh
nerversammlung organisierte, kamen alle Proteste zu spät: Schon am 30. März hatte der Finanzsenator den Kaufvertrag unterzeichnet. Im Ortsamt ging nachträglich ein Entschuldigungsschreiben ein für das unüblich eilige Verfahren: Leider habe das Arbeitsamt so viel Druck ge
macht, daß man auf eine Stellungnahme des Beirates oder einer Einwohnerversammlung nicht habe warten können.
In der zuständigen Behörde von Stadtentwicklungs-Senatorin Eva-Maria Lemke-Schulte hat man zwar Verständnis für die Anwohner-Sorgen vor dicker Luft, raren Parkplätzen und Wohnzimmern ohne Sonnenstrahlen, fühlt sich ansonsten aber „übergeordneten Interessen“ stärker verpflichtet. Senatsdirektor Schulte: „Hohe Wohnqualität hatten die Häuser um die Daniel-von-Bürenstraße sowieso nicht. Andererseits schafft das Arbeitsamt 70 bis 80 neue Arbeitsplätze und sorgt obendrein für höhere Vermittlungs-Chancen von Bremer Arbeitslosen.“
Warum das Arbeitsamt sein Informationszentrum ausgerechnet direkt neben dem neuen Verwaltungsgebäude bauen muß, kann Schulte allerdings auch nicht recht erklären. Schon 1971 hatte sich der damalige Ortsamtsleiter, Herbert Wulfekuhl, gegen den AA-Neubau des ausgesprochen und auch gleich eine Alternative vorgeschlagen: Statt eines Verwaltungs-Klotzes lieber viele dezentrale, bürgernahe Arbeitsämter in den Stadtteilen.
Klaus Schloesser
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