Sozialpalast-Rhetorik

■ Mit einer weiteren Sozialstudie wird bewiesen, was jeder längst weiß: Im Gebäude an der Pallasstraße ist der Wurm drin / Maßnahmen nicht in Sicht

Was jeder seit Jahren weiß, wurde jetzt wissenschaftlich untermauert: Die Mieter im Schöneberger „Sozialpalast“ an der Pallasstraße sind unzufrieden. Die Fluktuation ist hoch, das Image des Hochhausriegels ist schlecht, sein Wohnumfeld bedarf dringend einer Verbesserung. Dies ergab eine Sozialstudie der Mieterberatungsgesellschaft SPAS im Auftrag des Schöneberger Bezirksamtes, die Baustadtrat Saager (SPD) gestern vorstellte.

Ein zweites Gutachten zur Bausubstanz und den Umbaukosten der Planergruppe PUB wird nach der Sommerpause erwartet. Man werde aber nicht nur Gutachten erstellen lassen, sondern wirklich etwas verbessern, auch wenn man noch nicht wisse, wann, versicherte Saager auf kritische Fragen eilends. Konkreter wollte er nicht werden. Erst müsse die Finanzierung geklärt werden: Der Bausenator werde Zuschüsse geben, auch Bundesmittel für „Großwohnanlagen“ könnten beantragt werden. Beim Bausenator bereite man sich gerade finanziell dafür vor. Einen Antrag auf Nachförderung der Sozialwohnungen des Eigentümers Klingbeil sollen mit finanzieller Beteiligung am Umbau verknüpft werden. Seit einem Jahr gebe es da Gespräche, so Saager weiter. Der Sozialpalast hat den Steuerzahler bis jetzt ca. 80 Millionen Mark gekostet.

Die Umbauvorschläge der SPAS zielen darauf hin, nachbarschaftliche Kontakte zu verbessern, zum Beispiel durch Unterteilung des Hochhauses mit seinen langen dunklen Fluren in drei Teile und Fenster an der Ostseite, damit der „Hühnerfarmcharakter“ verschwände. Jetzt ungenutzte Freiflächen auf dem Luftgeschoß könnten begrünt werden, die Aufgänge, jetzt „mehr Pissoir als Hauseingang“, sollten umgebaut werden. Das Haus bedürfe einer umfassenden Instandsetzung, Ungeziefer müsse beseitigt werde. Die Wohnungen seien oft überbelegt. Es fehle aber auch an Infrastruktur: KiTas, Kinderspielplätze, Treffpunkte für ältere Kinder und Jugendliche, aber auch für alte Menschen, nicht nur im Sozialpalast, sondern im ganzen Gebiet.

Ein Mitarbeiter des Wohnungsamtes erzählte in einem ebenfalls gestern vorgeführtem Videofilm, in das Haus seien über Jahre problematische Fälle abgeschoben worden. Menschen aus 18 Nationen wohnten da. Besserverdienende blieben schon deshalb nicht, weil sie zusätzlich zu den 10 Mark/qm Warmmiete Fehlbelegungsabgabe zahlen müßten. Der Abriß des Hochhauses, von der Schöneberger CDU einmal vorgeschlagen, sei nicht praktikabel, so Saager. Man wisse gar nicht, wohin mit den ca. 500 Haushalten

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