Ein Magazin für kritische Christdemokraten und Lustgreise

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(„ZAK“, Freitag, WDR, 21.45 Uhr) „Bei uns im Studio der CDU -Abgeordnete, Herbert Lattmann, aus Niedersachsen, Herr Lattmann, Sie haben massiv und lautstark und deutlich gesagt: Nein! Keine Befreiung von der Mineralölsteuer für Privatflieger. Warum?“ - „Weil diese Befreiung sachlich unbegründet ist, weil sie politisch dumm und töricht ist und weil sie gegen erklärte Grundsätze der Regierungspolitik verstößt und deshalb unsere Glaubwürdigkeit stark beschädigt, und bei einer solchen Veranstaltung wollte ich nicht mitmachen.“ (...) „Das gibt ja für die Bürger nicht gerade ein tolles Bild her, dieses Schauspiel.“ - „In der Tat, ja.“ - „Und da ist sicherlich auch der politische Schaden. Wie hoch schätzen Sie den ein? Nach einer Umfrage sind 90 Prozent der Bürger gegen diese Regelung.“ - „Der Schaden ist ganz beträchtlich, vor allen Dingen, weil dies einen Symbolwert hat. Die Bürger haben das Gefühl, daß hier die soziale Gerechtigkeit eklatant verletzt worden ist.“ (...) „Hoffentlich haben Sie keine Magenschmerzen davongetragen.“ - „Bauchschmerzen schon.“ - „Bauchschmerzen schon, Magenschmerzen nein, dankeschön, Herr Lattmann.“

Kritischer Journalismus. Nicht nur wegen der gelungenen Schlußworte von Moderatorin Bethge, nein, das ganze Interview besticht durch die kritische Besorgnis um die Glaubwürdigkeit einer Regierung, die eigentlich für menschenwürdige Politik einsteht, für die Rechte der Unterdrückten und Ausgesaugten. Die soziale Gerechtigkeit darf auf keinen Fall aufgehoben werden, der arbeitnehmende Golf-Fahrer nicht mehr bezahlen müssen als arbeitgebende Privatflieger. Hier muß Kritik ansetzen, dynamisch, klar und schonungslos konstruktiv. Weiter so!

Eigentlicher Höhepunkt der Sendung war jedoch der Beitrag des ZAK-Reporters Wolfgang Korruhn, bekannt als der Harry Hirsch des Unterleibs, eine 50jährige Hamsterbacke mit deutlichem Hang zum zweiten Frühling. Sein journalistisches Credo: Wenn diese Welt mal untergeht, dann weil der Schwanz nicht richtig steht, beziehungsweise wenn Hitler nicht ein Ei gefehlt hätte, wäre uns der Zweite Weltkrieg erspart geblieben. Mit dieser radikal intim-kritischen Haltung geht er nun regelmäßig diversen Prominenten an die Wäsche, unerbittlich schlüpfrig - er hat seinen Weg gefunden. Diesmal geradewegs in die Badewanne von Nicole Dörfler, 23jährige Chefredakteurin von 'Huftler‘. Da liegt er nun mit ihr zusammen im schaumgekrönten Bad mit seinem Mikro und läßt nicht mehr von ihr ab: Sind Sie schon mal in der Badewanne interviewt worden? - Nein, das ist zum ersten Mal heute. - Also eine Premiere. - Auf jeden Fall. - Sagen Sie, Frau Dörfler, wie haben Sie eigentlich Ihre Unschuld verloren. Sie können sich daran erinnern, hoffentlich? - Ja, kann ich. - Wie war das? Erzählen Sie mal. - Ähm, das war sehr schön, aber ich möchte eigentlich gar nicht erzählen. Warum nicht? - Hm? - Warum nicht? - Ist auch schon wieder sehr lange her. - Na, wie alt waren Sie denn? - Ähm, wie alt war ich... 15. - 15? - 15, ja man fängt inzwischen schon jünger an, nicht...?

Wolfgang Koruhn ist nun ganz in seinem Element. Mit klebrig -süffisanten Tonfall fragt er weiter, was er (der Zuschauer ahnt es längst) wohl nicht erfahren wird: der Frage: erzählen Sie, wie das war? - Hab ich nicht so viel drüber zu erzählen. - Na, erzählen Sie doch mal, wie war das? Ist doch interessant, Sie geben eine erotische Zeitschrift heraus... ... - Also, sagen wir es doch mal so, mit 15, jung, äh... verliebt, und so war's dann halt. - Also, Sie waren 15, und wie alt war der Mann? - Ähm..., der war 16. - Na, erzählen Sie's doch ein bißchen. Lassen Sie mich doch nicht so lange zappeln.

Toll, wie mann mit einer einzigen Frage ein ganzes Interview bestreiten kann, und das Woche für Woche. Dieser ökonomisch arbeitende Mann hat das Prinzip des TV-Interviews verstanden und läßt uns daran teilhaben. Danke, Wolfgang

stein