Mexikos herrschende Partei muß kämpfen

■ Cuauhtemoc Cardenas fordert den Präsidentschaftskandidaten der „Partei der Institutionellen Revolution“ heraus / Dennoch steht das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen vom 6.Juli schon heute fest: Die PRI wird sich behaupten - alles andere wäre eine Sensation

Berlin (taz) - 21.000 Quadratmeter groß ist der Hauptplatz von Mexiko-Stadt. Doch der riesige Platz im Zentrum konnte die 200.000 Personen nicht fassen, die am Samstag herbeigeströmt waren, um gegen die Politik der seit 59 Jahren regierenden „Partei der Institutionellen Revolution“ (PRI) zu protestieren - und vor allem, um Cuauhtemoc Cardenas zu hören. Es war die größte oppositionelle Demonstration seit 20 Jahren. Am 6. Juli wählt Mexiko seinen neuen Präsidenten. Die eigentliche Wahl hat schon im letzten Oktober stattgefunden, als der derzeitige Präsident Miguel de la Madrid seinen Planungs- und Haushaltsminister Carlos Salinas zum Kandidaten der PRI kürte. In Mexiko bestimmt der Präsident mit einem symbolischen Fingerzeig seinen Nachfolger und läßt ihn danach durch das Volk wählen. In freien Wahlen selbstredend - gibt's auch mehrere Kandidaten. Doch noch immer hat die PRI gewonnen. Dafür sorgt eine riesige, mit staatlichen Geldern gespeiste Wahlmaschinerie. Wahlbetrug ist zwar gang und gäbe, aber er dient nicht so sehr dazu, den Sieg zu sichern, als vielmehr eine respektable Prozentzahl zu garantieren.

So wird es auch am 6. Juli laufen. Doch diesmal bekommt der Kandidat der PRI zum erstenmal ernsthafte Konkurrenz. Während sonst die Kandidaten der linken und rechten Opposition mit ihren mageren Ergebnissen im wesentlichen die Funktion hatten, den Schein demokratischer Wahlen zu wahren, tritt diesmal mit Cuauhtemoc Cardenas einer an, der die herrschende PRI-Clique das Fürchten lehrt. Schon der Name ist Programm. Cuauhtemoc war der letzte Aztekenkönig, ein standhafter Mann, der den spanischen Eroberern auch dann nicht verriet, wo der Goldschatz seines Reiches lag, als sie ihm die Füße verbrannten. Aber vor allem ist Cardenas Sohn des legendären Präsidenten Lazaro Cardenas, der 1938 das mexikanische Erdöl den US-Companies entriß und verstaatlichte, der eine Agrarreform durchführte und selbst General - die mexikanischen Militärs endgültig aus der Politik verbannte.

Mehr als 20 Jahre lang hat Cuauhtemoc Cardenas, jahrelang Gouverneur des Bundesstaates Michoacan, der PRI gedient; letztes Jahr wurde er ausgeschlossen, nachdem er innerhalb der nach außen stets monolithisch auftretenden Partei die „Demokratische Strömung“ gegründet hatte. Cardenas forderte vor allem mehr Demokratie innerhalb der Regierungspartei, deren Politik im wesentlichen von der „revolutionären Familie“ bestimmt wird.

Thomas Schmid