Attentatsverdacht ärgert Paris

■ Griechenland vermutet französisches Todesopfer als Attentäter der City of Poros / Rechtsextremer Jüdischer Selbstschutzbund bekennt sich als dritte Gruppe zu dem Anschlag

Athen/Paris (ap) - Die französische Regierung ist über die Art der Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Überfall auf das griechische Ausflugsschiff „City of Poros“ verstimmt. Stein des Anstoßes ist dabei der von der Athener Polizei geäußerte Verdacht, daß ein junger Franzose, der unter den neun Todesopfern des Anschlags ist, einer der Täter gewesen sei. Der französische Außenminister Roland Dumas, der am Sonntag zu einem EG-Außenministertreffen in Athen erwartet wurde, wollte dem Vernehmen nach an Ort und Stelle auf Klärung des von Paris bestrittenen Vorwurfs dringen.

Die griechischen Behörden hatten am Freitag mitgeteilt, acht Zeugen hätten ausgesagt, daß der Franzose Roland Vigneron einer der Attentäter gewesen sei. Das französische Außenministerium forderte darauf umgehend Klarheit angesichts „widersprüchlicher Informationen“ und diverser Erklärungen aus Athen zu dem Anschlag. Es gebekeine Anhaltspunkte dafür, daß ein französisches Opfer des Anschlags auch noch einer der Täter gewesen sei. Zudem wurde der Vorname des toten Franzosen falsch angegeben. Ein Sprecher der französischen Botschaft in Athen sagte, bei dem Toten handle es sich um den Studenten Laurent Vigneron, der „keinerlei politischen Hintergrund“ gehabt habe. Er bot auch eine Erklärung dafür an, warum Vignerons Freundin seit dem Anschlag als vermißt gilt. Es sei möglich, daß sie eines der vier Opfer des Überfalls sei, die noch nicht identifiziert seien.

Nach einer Meldung der griechischen Nachrichtenagentur ana vom Samstag hat sich inzwischen eine weitere Gruppierung, der rechtsextremistische Jüdische Selbstschutzbund, zu dem Überfall bekannt. Die Gruppe habe erklärt, sie habe mit dem Anschlag dagegen protestiert, daß die griechische Regierung die PLO unterstütze. Der Jüdische Selbstschutzbund werde so lange weitere Aktionen unternehmen, wie Athen mit der Unterstützung der PLO fortfahre.

Eine bislang unbekannte Gruppe mit dem Namen Organisation der Märtyrer der Volksrevolution in Palästina hatte sich bereits am Mittwoch zu der Tat bekannt. Zuvor hatte ein Mann im Namen der proiranischen Organisation Dschihad Islami in einem Anruf bei einem französischen Rundfunksender erklärt, Mitglieder dieser Gruppe hätten den Überfall verübt. Die griechischen Behörden hatten am Freitag erklärt, ein Araber, der an Bord des Schiffes gewesen sei, sei unter Tatverdacht festgenommen worden und werde verhört.