HE! HO!

■ Gary Glitter im Metropol

Gary!-Gary!-Rufe verstummen. Megakitschiges Klassikgedöhns vom Band. Andächtiges Warten. Augenaufgerissene Stille. Das Riff von „Rock'n'Roll“. Zwei Schlagzeuge arbeiten. Raunen, Gemurmel, ein paar singen. He! Ho! Rock'n'Roll! Bass, Gitarre, Saxophon tauchen auf, lassen weiter warten, böse starrend ins Publikum, minutenlang. He! Ho! Rock'n'Roll! Drei Frauen, als Attribut den drei Instrumenten zugeordnet. Ein weißer, ein schwarzer Eintänzer Menschenknäuel, aus dem er plötzlich auftaucht. Nicht durch die Musicboxattrappe die Treppe hinunter, wie jeder erwartete.

Die Hände hebend, die Treppe hinauf stolzierend, große Augen machen, Applaus fordernd, ohne einen Ton gesungen zu haben. Do you wanna touch me? Die breiten Hüften stoßen nach vorne. Doch kein Stützkorsett. Der Bauch quillt ein klein wenig über die Gürtelschnalle. Das durfte man erwarten. Do you wanna touch me? Heute nicht.

Gary ist draußen, sich umziehen. Good to be back. Welchen Song sollte man nach 20 Minuten Pause sonst spielen? I can't hear you. Das alte Vorsing-Nachsing -Spielchen. He! Faust recken! Ho! Faust recken! Rock'n'Roll! Faust recken, zweimal!

Gary ist schon wieder draußen, sich umziehen. Oder eine Nase nehmen. Oder verschnaufen. Wahrscheinlich beides. Die Band allein. Play me some Rock'n'Roll music. Na hoffentlich bald. Der Musiker als Kleiderbügel. Er kommt wieder und wieder und läßt sich bitten. Do you wanna be in my gang? Vielleicht letztes Jahr. I'm the leader of the gang. Freut mich wirklich für ihn.

Natürlich war's unterhaltsam, aber mir persönlich waren die Kragen zu schmal und die Sohlen zu flach.

Thomas Winkler