■ Reisebücher
: Krimis: Lydia Tews „Wer nicht träumt ist tot“ / Pieke Biermann: „Potsdamer Ableben“ / Esther Weiland, Christina Werner: „Feuer in der K nderkrippe“

Der 'Spiegel' behauptete frech vor ein paar Jahren: „Die Deutschen können keine Krimis schreiben.“ Trotzdem tun sie es. Aber, was da als „Deutscher Kriminalroman“ jeden Monat frisch auf den Ladentisch kommt, ist so spannend wie ein ARD –Fernsehballett. An Schreibern fehlt es nicht. Wir haben witzige Autoren (wie Klugmann/Mathews) und intellektuelle (wie –ky-), wir haben auch psychologisierende Autoren (wie A.B.S.chumacher) und wir haben den Schwaben Eberhard Hungerbühler alias Felix Huby, der gerade als Schöpfer der Fernsehserie Oh Gott, Herr Pfarrer zu neuem, zweifelhaftem Ruhm gekommen ist. Was wir nicht haben (der andere deutsche Staat übrigens auch nicht), sind Autoren mit dem richtigen Thrill. Kein deutscher Krimi-Schreiber bringt es fertig, den Tatbestand der Nötigung zu erfüllen, soll heißen, den Leser zu fesseln, ihn zu zwingen, das Buch in einem Zug durchzulesen, weil er vor lauter Spannung einfach keine andere Wahl hat. Und doch, in der letzten Zeit haben sich ein paar magere Fettaugen auf dieser faden Krimi-Suppe gebildet, winzige Einschußlöcher in einem trägen zahnlosen Monstrum. Abgefeuert wurden die gezielten Schüsse alle von Frauen, die damit den Wahrheitsgehalt der Parole Die Zukunft ist weiblich zumindest für den deutschen Krimisektor bestätigen. Das ist z.B. Lydia Tews, die mit Wer nicht träumt ist tot eine Geschichte geschrieben hat, nach der Alfred Hitchcock sich die Finger geleckt hätte: Ein Mann, bekleidet mit einem Schlafanzug, findet sich Morgens um drei vor seiner verschlossenen Wohnungstür wieder und weiß nicht warum. Kurz darauf erfährt er, daß sein Nachbar ermordet wurde. Nun quält ihn natürlich die Frage, ob er der Täter ist, Grund genug hätte er gehabt... (detebe 21513). Dann natürlich Pieke Biermann. Ihr Potsdamer Ableben ist wohl der mutigste und interessanteste neue Weg des deutschen literarischen Verbrechens. Auf einem sprachlich hohen Niveau führt sie uns in die Berliner Medien- und Prostituiertenszene mit ihren bizarren aber herrlich lebendigen Figuren. Die junge 50jährige Kommissarin ist hoffnungslos verknallt, aber das behindert sie nur wenig bei der Aufklärung des Mordes. (Rotbuch Krimi)

Esther Weiland und Christina Werner haben mit Feuer in der Kinderkrippe eine total irre Krimi-Parodie geschrieben. Die ZzEfV (Zentralstelle zur Erfassung feministischer Verbrechen) muß hilflos zusehen, wie sich die FAF (Feministische Armee Fraktion), VIOLET VIOLENCE (Terrorgruppe der 2. Generation) und einige Frauen –Regimenter der Bundeswehr zu einem Bündnis zusammenschließen und sich daran machen, Bonn und damit die Macht in diesem unseren Lande zu übernehmen. (Focus Verlag).

Karl Wegmann