KOMMENTAR: Ein Symbol geht
■ Zum Rücktritt des KPC-Chefiedeologen Bilak
Wer glaubt, mit dem Rücktritt des ehemaligen Chefideologen Vasil Bilak sei auch in der CSSR der Weg für eine Reform freigeschaufelt, muß sich leider noch gedulden. Denn mit Bilak ist zwar ein Symbol des harten Kurses von der Bildfläche verschwunden, das in der CSSR-Gesellschaft sehr wichtig ist, war er es doch, der die Rote Armee 1968 mit ins Land rief. Die „unverbrüchliche Treue zur Sowjetunion“, für die Bilak steht, ist sogar aus der Mode gekommen. Die Parteiführung zeigt sich jedoch keineswegs bereit, die heutigen Impulse aus Moskau „internationalistisch“ im eigenen Land umzusetzen. Sie will ein festgefügter Block der Antiperestroika bleiben.
Doch schon mehren sich die Zeichen, daß die Parteiführung anders handeln muß, als sie will. Daß die zwei Symbolgestalten des Prager Frühlings, der ehemalige Parteichef Dubcek und sein Außenminister Hajek, kürzlich ins westliche Ausland reisen durften, daß eine Demonstrationserlaubnis für die Charta erteilt wurde, mag zwar nur Kosmetik sein. Die Beispiele zeigen aber, daß die Prager Führung gezwungen ist, gegenüber dem westlichen und östlichen Ausland reputierlich zu erscheinen. Sie muß das „positive internationale Klima“ durch die Perestroika für die eigene Wirtschaft nutzen und will gleichzeitig im Innern das Heft fest in der Hand behalten.
Wie aber soll das auf die Dauer funktionieren? Ein solcher Spagat bringt notwendig politische Widersprüche mit sich. Da mag die Parteiführung noch so hart und entschlossen sein, den status quo aufrechtzuerhalten. Der nächste Rückzug von der harten Linie ist schon programmiert. Und so gesehen verschwindet mit dem Symbol Bilak auch das Symbol der Unüberwindlichkeit des jetzigen Regimes.
Erich Rathfelder
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