Ministervorlage: Mehr Atomstrom

■ taz las Ministervorlage: Atomstrom verdreifachen / Schrottreaktor AKW Greifswald „nicht effektiv“

Berlin (taz) - Die Tage der vier maroden Reaktorblöcke in Lubmin bei Greifswald sind gezählt. In einem am Mittwoch von Schwerindustrieminister Kurt Singhuber dem Ministerrat vorgelegten Papier zur „Ausarbeitung einer Konzeption für eine neue Energiepolitik“, heißt es, „daß eine Rekonstruktion der Blöcke I bis IV am Standort Lubmin volkswirtschaftlich nicht effektiv ist“. Damit ist die endgültige Stillegung aller bisher betriebenen vier Reaktorblöcke der Atomzentrale nach der Wahl am 18. März praktisch beschlossene Sache.

Die Vorlage wurde von der Regierung mehrheitlich zustimmend zur Kenntnis genommen. Aus ihr geht hervor, daß die Atomstromkapazität in der DDR bis zum Jahr 2000 mehr als verdreifacht werden soll. „Das würde den planmäßigen Betrieb aller an den Standorten Lubmin (4x 440 Megawatt) und Stendal (4000 bis 4600 Megawatt) vorgesehenen Kapazitäten bedingen“, schreibt Singhuber in dem 13 Seiten umfassenden Papier, das der taz vorliegt. In Lubmin befinden sich derzeit drei Blöcke im Bau, ein weiterer steht seit dem Störfall während des Probebetriebs am 24. November 1989 still. In Stendal wird seit 16 Jahren an zwei ebenfalls sowjetischen Reaktoren gebaut, zwei weitere sollen voraussichtlich von Siemens/KWU aus der Bundesrepublik geliefert werden.

gero Vgl. Seite 5