KARNEWAHL oder Parteinroulett

 ■ K O M M E N T A R

Na Denn, tröste ich mich und schalt den Fernseher ab. All die Redensdebatten, das ganze Hüber & drüberzeugen und Statementsstammeln, dieses teutschländische Einigungsgedärme in meinem Hirnkotzmus um den Klumpen „eigne Empfindung“. Alles völlig in Ordnung, schimpf ich und starre in die schwarze Schach-Mattscheibe Realität. Das will keine richtige Regierung, das will bloß man son Reagieren, das will sich nicht nen Präsident, sondern sich als Präsent im großen Korb (frei nach dem Text zur Inszenierung WIE WIR ES EUCH GEWOLLT!). Gut, stammle ich los, gründ ich halt auch ne Partei: Mich.

In dem Punkte hat sich für MICH nach Honecker nix geändert. Draußen tumuliert der jeweilige Mob schon mal fürs gefräßigere Leben, geifern Wortfechter die bessre Rederrepublik zueinst. Nichteinmischung & Nichtaufmucken zu interner Tonabgeberei - Nein danke. Ich kann nicht im Palastsessel machtfurzen unter welchen Umwenden auch schlimmer. Ich will nachfragen, nachhaken, nachstellen müssen, will da lieber REFORMER bleiben DER ERSTEN WUNDEN! Will nicht zum bayrischen Taktstock WIRR IST DAS VOLK blärren sollen. Darauf pfeif ich mir meinen ganz persönlichen Zornsong.

Richtig klar geworden ist mir das zu erwartende Wahlerschrecknis während der Fahrt zwischen Leipzig und Dresden, als der so demokratiedürstende ddr-bürger nichts weiter in den Griff bekam als das in Plastikbecher abgefüllte deutscheste Getränk mit dem so induvidualitätsfeindlichen Null-acht-fuffzehn -Allermanngeschmack, als Hertha Micheldumm blökte: Nu Männele brauchen wir nische märn Westen fahrn! DIE dachte ich mir, dieses dämliche gesamtDiE wollen alles, aber auch wirrklich alles, was DRÜBEN ist. DIE möchten wieder deutschlicher tümeln und lieber, sklavisch bis zum Reinfall kohlplantagen statt Freiheit. Sogesehen dachte ich weiter, haben hierzulande die Leute endlich die Möglichkeit ihre Stimme abzugeben, wie einen lästigen Rucksack auf der Pfandleihe, genutzt und mich keineswegs sprachlos gemacht. Jetzt werde ich reden, anschreien, aufmüpfen bis der Spuk sich fortkristallnachtisiert hat. Denn das DIE (leutebrüderschwesterpartein usw und aua) will sich erfolgreich zum wiedergetrennten siamesischen Staatenkrüppel verklären, sich unter dem Beigeschmack des Exodus zusammenoperieren. Ich rieche, was mich anstinkt: Ich rieche mein brav & Volksam dreizehnmeilen gegen den neuen Wind aus alten Gepläsen (um nicht Ärschen zu sagen). Ich gehe nicht mit in mein Kackkokagrab, ich schwafel nicht Schaller und Camel-Rauch. Aber ich weiß, uns werden ab heute die Bananen nicht eher ausgehen, nicht bevor die Luft raus ist. Get up für Kiwi und Tütensuppe Freiheitsschlürf für die Sonnenpleiten im Ahnungslosensand und immer allzeit eisbein & sauerkrautbereit. Heim ins Konsumentenreich. Ich lümmle vorm PDShaus auf der grünengrünen Wiese zwischen Leuchten und Leuten, schunkle zu Eger und sein naives VON DER LETZTEN GELEGENHEIT (Verlegenheit!) gebluese und höre Rios: NEIN DIESES LAND IST ES NICHT, surren, schrillen. Derweil machen meine Freund IM EIMER alles zur Fete klar, mit viel Krach und Ach-laß-DIE-alle-doch! Ich sitze vorm RATPUB, trinke Kaffee und esse die Schmalzstulle für 20 Pfennig der DDR wie den allerersten Babybrei. Auf eine Zukunft, egal, was die uns mistet! Ich höre kurz vorm Einlullen noch eine Zeile aus einem Gedicht von Ferenc Kedzierski: ...wie stopf ICH das bloße Niemandsland... eingezirkelt (gehammert & sichelt P.W:) im Kreis des vollen Sehens. Und wenn jemand fragen sollte: Die DDR, was war da mal? - dem werd ichs zeigen außerhalb aller Vereppler und Schurken der nächsten Dekade.

Peter Wawerzinek