Rektorwahl an der Humboldt-Universität

■ Prof. Fink ist neuer Rektor der HUB / Wissenschaft soll nicht Magd, sondern freie Bürgerin sein

Neuer Rektor der Humboldt-Universität ist der Theologe Prof. Dr. Heinrich Fink. Für ihn votierten am 3. April 341 der 469 stimmenberechtigten Delegierten des verfassungsgebenden Konzils. Damit erreichte er eine überragende Stimmenmehrheit vor den anderen Kandidaten, den Professoren Irrlitz, Hiepe und Zurth. Schon vor der Wahl war Prof. Fink für die meisten Universitätsangehörigen der Favorit. Mit ihm verbinden sie die Hoffnung auf die Bewahrung der Eigenständigkeit der Humboldt-Universität in der gesamtberliner Wissenschaftslandschaft.

Prof. Fink steht vor der Aufgabe, der in ihrer materiell -technischen Basis zerrütteten und in einer geistigen Krise steckenden Wissenschaft zum Aufschwung zu verhelfen und gleichzeitig die soziale Sicherheit des Lehrkörpers, der Angestellten und der Studenten zu erhalten. Seine Grundpositionen legte er in einigen programmatischen Sätzen dar. Er sei für eine alma mater, die den humanistischen Traditionen dieser Universität verpflichtet ist. Klar sprach er sich für die Sicherung gleicher Entwicklungsschancen für Mann und Frau aus. „Ich bin für eine Universität, die nicht nur männlich, sondern auch menschlich ist“, sagte er.

In bezug auf die Forschung führte er aus, daß es in Zukunft keine Beformundung einer Disziplin durch eine andere geben dürfe und es darauf ankomme, die Interdisziplinarität, das Zusammengehen von Geistes- und Naturwissenschften stärker als bisher zu kultivieren. Professor Fink plädierte während des Konzils auch für die Besinnung auf die 40jährige Geschichte der DDR. „Wir dürfen uns nicht geschichtslos machen“, sagte er eindringlich, „wir müssen Prozesse befördern, die die eigene Identität bewahren.“ Dies bedeute vor allem, eine leistungsfähige Wissenschaft zu entwickeln, denn, so meinte er, wo Leistung sei, da sei auch Geld. Er stehe jedenfalls für eine Wissenschaft die nicht Magd, sondern frei Bürgerin dieses Landes ist.

Mara Kaemmel