Udo, Fun und Rock'n Roll

■ Nach „drammss“ und „Klönsnack“ am Montag eine neue Sendung in DFF 2: „Liederleute“, diesmal zu Norbert Bischoff / Dem war das Opening „zu blöde“

19.00 Uhr, drammss-special Udo Lindenberg. Aus dem totalen Fan-Alter raus, sind mir 'n paar Sachen aufgefallen, die den echten Fan vielleicht wenig gejuckt haben. Die Zeiten des „Rock-Palastes“, da wir mit der ganzen Clique die Nacht durchzogen, sind Geschichte. So im Frühabendprogramm scheint ein Konzertmitschnitt zweifelhaft. Im Bewußtsein dessen waren zwischen die acht Songs kurze Interview-Takes geschnitten.

Irgendwas muß mit dem Ton nicht geklappt haben. Teilweise war die Fragestellerin in Studioatmosphäre zu Udo in Briefmarkengröße (links oben auf dem Bildschirm) projiziert. Ziemlich hilflose Sache.

Udo dagegen plauderte locker vom Hocker, verteilte nett Komplimente an die „charmante Fragestellerin“, auf deren „interessante Fragen man dann auch gern ein zweites Mal erzählt“. Ganz so exklusiv, wie angekündigt, war's also nicht. Dazu war das Paar auch zu ungleich. Die Ehrfurcht vorm Idol saß ständig mit am Tisch.

Da war der anschließende Klönsnack aus Rostock schon solider gemacht. Zugegebenermaßen, bei Ostseestudio hatte ich so meine Bauchschmerzen. Da denkt man immer gleich an Wellenrauschen und Hafenbar. Doch das Ganze entpuppte sich als unterhaltsame live-Talkshow. N 3 ließ grüßen. Monika Schepeler und Klaus Düsterhöft präsentierten locker und jovial eine Reihe menschlicher Exoten: die Schaustellermalerin, den nord- und südpolkundigen Weltenwanderer, die Parteispitze der Deutschen Biertrinker Union und den mit allen Wassern gewaschenen Conferencier, dessen temperamentvolle Motorsport-fiktiv-Reportage sogar das Mikro zum Absturz brachte. Alles typisch Hauptsendezeit. „Die Leute wollen was zum Lachen haben.“ (Zitat).

In der ersten Liederleute-Sendung ging's eine Viertelstunde lang um Norbert Bischoff. Und der fing dann auch an - gleich viermal. Das im Drehbuch geplante Sendungsopening - Bischoff auf den Dächern des Prenzlauer Berges - platzte, war ihm einfach „zu blöde“. Die Porträtmacher ließen's dennoch drin. Gut so, denn das Spröde ist typisch für Bischoff. Auch die Auswahl der Musiktitel gelungen. Postmoderne auf Bischoffs Art. Lou Reed und Tom Waits lassen grüßen. Und wenn schon. „Die Zeit ist reif.“

Natürlich kann eine Viertelstunde nur Appetit machen. Zwischen Klönsnack und controvers-Wahlmagazin war kein schlechter Sendeplatz. So hat diese 15 Minuten vielleicht auch mancher gesehen, der von der Liederszene bisher Null Ahnung hatte.

Das Fernsehen arbeitet seine weißen Flecken auf. Schon heute abend folgt die nächste Premiere: Lieder, Macher & Co. in ConTAKTE (um 21.05 Uhr in DFF 1).

Martin Miersch