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Schgandaal

■ „Daachesschau“ quäld deudsche Sprache QUERSPALTE

Dursch de Wiedervereinschung sinn einsche wundorschöne deudsche Wördder zum Dode verordeild word'n. Der „Jahresendflügelpuppe“ iss ehmso der Garaus gemacht word'n, wie den völlisch unschuldschn „Schokoladenhohlkörpern“. Da war'n selbst die Häscher und Pfläscher der Gesellschafd für deudsche Sprache (GfdS) machdlos.

Doch jetz hamm die offgereschdn Sprachforscher enn neu'n, weidaus schlimmren Schgandaal offgedeckt und diesma woll'n se nich so schnell oofgähm. Mit weh'nden Fahn' unn schwarzer Lisde zieh'n se in den Heilsch'n Kriesch gesch'n die Narischd'nredaktschon der ARD. Es gild die Ähre und die Reinheid der deudsch'n Sprache, die jed'n Amnd im Fernseh'n mit Füßen geträd'n wird, wiedor herzustell'n. Ausgereschned in der „Tagesschau“ hat sich nämlich 'ne neue, norddeudsche Norm durschgesetzt: die S-tolpers-tein- Norm.

So stolz de Norddeudschen ooch daroff sei'n, daß man ihn'n eene besondorsch gude hochdeudsche Ausschbrache nachsache, ihr weidhin bekanndes „S-tolpern über s-pitze S-teine“ sei diefsde Provinz, nur noch übertroff'n von der widerlich'n südwesddeutschen Ausschbrache mit ihr'n eklisch'n „Fescht“, „Rescht“ oder „(du) hascht“, meent die Gfds. Undor dem Moddo: „Währed den Anfäng'n“ hamm die sensiblen Sprachforscher sogleisch enne schwarze Lisde mit den schwärsd'n Vorschdöß'n der „Tagesschau“ erstelld, darunder so beinlische Endgleisungen wie „S-pekulation“ (am 14.9.1989), „S-truktur, S-til“ und „S-pionage“ (alles Ende Januar 1990) oder „Baus-top“ (6.2.1990) und „S-tatistisches Bundesamt“ (9.Februar). Aber 's kommd noch digger. „Sogar unser Bundeskanzler, nicht gerade wegen seiner besonders guten hochdeutschen Aussprache berühmt“, habe am 8. Februar dieses Jahres „in der „Tagesschau“ norddeudsch-vornehm die Wördder S-tabilität und S-tatus ins „gepflegte Oggersheimerisch einfließen“ lassen.

Die „bedenkliche Entwicklung“ wird von der ARD nadürlisch bestridd'n. Die Verandwordlisch'n woll'n nüschd gehörd hamm. „Die von Ihnen monierte Unart, Wörter wie studieren, starten etc., hamburgerisch auszusprechen, also mit s-t, habe ich bei den Sprechern der Tagesschau bisher nicht feststellen können“, meend unschuldsch Schefsprescher Werner Veigel. Unn so eener darf im deudschen Fernsäh'n die Narischd'n vorläs'n. Karl Wegmann und Heike Kerstan

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