Vergünstigung wider Willen?

■ Tarifgeschenke für Grobecker und Koschnick

So ungefähr 500 Mark im Jahr (nicht wie irrtümlich gemeldet im Monat) hat Bürgermeister Klaus Wedemeier von 1988 bis zum Frühjahr 1992 gespart, weil er als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke nur die Hälfte zahlen mußte. Doch wer diese Zahlungen veranlaßt hat, ob auch Ex-Vorsitzende weiter in den Genuß des Billigtarifs gekommen sind, darüber wollen die Stadtwerke die Öffentlichkeit von sich aus nicht informieren, wegen des „Persönlichkeitsschutzes“, wie Stadtwerke- Sprecher Heinrich-Peter Berndt meinte. Der jetzige Vorstand, so Berndt, habe von dem Vorgang erst erfahren, als der Bürgermeister veranlaßt habe, diese Praxis einzustellen. Bernd: „Der Vorstand hatte zu keinem Zeitpunkt Veranlassung, sich darüber zu informieren.“ Auf die Frage, ob der Stadtwerke-Apparat diese Vergünstigungen von alleine veranlasse, meinte Berndt: „Sozusagen.“

Ex-Bürgermeister Hans Koschnick möchte es von den Stadtwerken aber schon etwas genauer wissen. Er hat deshalb zwei Schreiben an den Vorstand geschickt. „Ich weiß von einer solchen Regelung für Aufsichtsratsvorsitzende nichts“, schreibt Koschnick. Nach Durchsicht seiner Stromrechnungen schrieb Koschnick gestern erneut an die Stadtwerke. Danach geht aus seinen Rechnungen hervor, daß er den normalen Haushaltstarif bezahlt habe. „Seit dieser Zeit sind mir keine Bescheide über Änderungen bei den Tarifen zugegangen.“ Also müsse er davon ausgehen, daß sein Stromverbrauch wie der aller Kunden abgerechnet worden sei. Was Koschnick nicht wissen kann: Hinter der Tarif-Schlüsselnummer 092 verbirgt sich der Spezialtarif. Normale Haushalte zahlen nach 032.

Falls Koschnick sozusagen wider Willen und ohne Information verbilligte Energie bezog, so gilt dies für Klaus Wedemeier nicht. Dessen Sprecher Klaus Sondergeld sagte gestern, daß Wedemeier zwar nicht gleich von der Vergünstigung gemerkt habe. Dann habe er „sich nichts weiter dabei gedacht.“ Warum Wedemeier ausgerechnet im Frühjahr die Vergünstigungen als „nicht mehr zeitgemäß“ empfand, kann bislang niemand erklären. Dagegen gibt es Gerüchte, daß der Bürgermeister sehr viel später, nämlich erst als die Grünen im Sommer ihre Anfrage zu Tarifvergünstigungen einbrachte, diese Praxis stoppte. Diese Gerüchte besagen auch, daß der Ex- Aufsichtsratsvorsitzende Claus Grobecker bis zuletzt einen Sondertarif für Strom und Gas erhielt. hbk