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Huren-Tango und Luden-Walzer

■ Die kleine bühne harburg gastiert mit ihrem Rock-Musical "Graffities" in der Markthalle

gastiert mit ihrem Rock-Musical „Graffities“ in der Markthalle

Wo landen unternehmungslustige Provinzgören, die mal so richtig „das Leben“ aufspüren wollen? In Hamburg. Und da zuerst in der Unimensa, dann in der Pöseldorfer Kneipenszene und schließlich, frühmorgens, auf dem Fischmarkt. So jedenfalls geschieht es im Rock-Musical Graffities, das heute, morgen und übermorgen in der Markthalle gastiert. Die freie Theatergruppe kleine bühne harburg hat mit dieser ihrer bisher aufwendigsten Produktion im Harburger Rieckhof für volle Kassen gesorgt. Jetzt wagen die Harburger - beflügelt vom Publikumserfolg - den Sprung in die Stadt ihrer Musical-Träume.

„Fetzig, rockig, auch sentimental“ (Eigenwerbung) führt die Truppe mit Graffities Frust und Lust aus der Hansestadt vor, aus der Sicht von vier neuen Möchte- gern-Hamburgerinnen. Die haben zuerst einige Anlaufschwierigkeiten. Besonders über den Unterschied zwischen echten und unechten Gefühlen erteilt ihnen die Stadt eine Lehre. Denn wo so viel Liebe käuflich ist, kann ein One-Night- Stand schon mal zur Zuhälterfalle werden. Aber da die vier wenigstens clever sind, halten sie sich moralisch weiter makellos. Hier provinzielle Herzenseinheit, da anrüchiger Großstadtsumpf - aus solchem Konfliktstoff entstehen denn auch die Vorgaben für die Lacher.

Musikalisch steuert die Rockband Ragfair's Affair eine bunte Palette von Rhythmen bei - für die Huren einen Tango, für die Bänker einen Bankdirektoren-Rap und für die Zuhälter einen Zirkuswalzer. Frank Pinkus, der Regisseur, Texter und Gründer der kleinen bühne, schreibt für die Crew derweil schon andere Musikstücke. Die neue Orientierung der Gruppe hat intern bereits für Veränderung gesorgt: Von den einst 30 Mitgliedern machen bei den Musical-Produktionen nur noch 14 mit. Den anderen sei das Programm „zu einfach und zu flach“ geworden, so Pinkus. Zum Glück seien genau die dabeigeblieben, die am besten singen könnten. Dorothea Schüler

Markthalle, 21. bis 23.10., jeweils 19.30 Uhr

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