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StandbildWe were amused

■ Die Queen in Deutschland

Die Queen in Deutschland, ZDF, Montag, 19.25 Uhr

Hatte der Besuch der blaublütigen Kirmestruppe von der britischen Insel schon den ganzen Tag über die Nachrichten beherrscht, holte das ZDF am Abend zum großen Schlag aus: gut 90 Minuten Live-Berichterstattung vom königlichen Händeschütteln mit deutschen Würdeträgern auf Schloß Augustusburg! Dem bürgerlichen Kommentator Dieter Zimmer hatten die Mainzelmänner mit Sabine Gräfin Nayhaus ein veritables Blaublut zur Seite gestellt. Doch die Gästeschar ließ auf sich warten. Gelegenheit für Zimmer, etwas über die Geschichte des Schlosses und seinen Erbauer („Kurfürst Clemens August, den Sie dahinten in Gold sehen...“) zu radebrechen, während Frau Gräfin wissen ließ, daß der Protokollchef eine blonde Gattin und viele Orden habe, die man leider jetzt nicht sehen könne. Schade. Daraufhin gab's immerhin ein paar kurzweilige Beiträge des Londoner ZDF-Korrespondenten Uwe Kröger zu sehen.

Dann rückten die Edlen endlich an. Unser König Richard nebst Gattin vorneweg rauschten sie die Treppe hoch, und los ging's. Der Vorbeimarsch der Promis von Minister XY über Bum Bum bis Spiegel-Chef Augstein. Und Frau Gräfin wurde nicht müde, die defilierende Narrenschar zu benennen, wobei sie auch den oft schmählich vernachlässigten „bessere Hälften“ gebührenden Respekt zollte: „Ministerialoberamtsrat von Reifenklau mit Frau; Graf von und zu Wanne-Eickel mit Frau“ etc. Die Hoffnung, irgendein hohes Tier werde mit seinem aktuellen Seitensprung aufkreuzen, erfüllte sich nicht. Dafür bekam Frau von (Innenminister) Seiters von Gräfin Sabine eins vor den Latz, weil sie das Kleid „schon mal beim Papstbesuch“ getragen hatte. Ein besonders diensteifriger Herr erschien zwar ohne Frau, dafür jedoch mit Aktentasche, über deren Inhalt (Stullen?) unsere Hofberichterstatter uns leider in Unkenntnis ließen. Birne hatte rein gar nichts dabei, weder Tasche noch Frau. Warum, weiß der Geier. Kurzum, wer das ganze Jahr über sehnsüchtig nach Sternstunden der unfreiwilligen Hochkomik im deutschen Fernsehen fahndet, wurde bestens bedient. Bomber-Harris hin, V-2-Kapriolen her, die deutsch-britischen Beziehungen garantieren 1a-Fernsehunterhaltung. Und wenn wir schon keinen echten König haben, zahlen wir dafür doch gern Gebühren. Reinhard Lüke

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