Erdgasmarkt boomt – Strombosse heulen

■ Rechnerisch gibt es noch Erdgasvorräte für ungefähr 60 Jahre

Hamburg (dpa/AP) – Der Erdgasmarkt boomt. Von den fossilen Energieträgern wird Erdgas weltweit seit Jahren am meisten nachgefragt. So steht es in einem gerade veröffentlichten Bericht der Deutsche Shell AG. Von 1974 bis 1991 ist der Verbrauch um 65 Prozent auf 1.750 Millionen Tonnen Öläquivalent gestiegen. Kohle verzeichnete in diesem Zeitraum einen Zuwachs von 50, Mineralöl dagegen nur von 16 Prozent. Weltweit seien im vergangenen Jahr 1.988 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert worden.

Die ausbeutbaren Erdgasreserven schätzen die Forscher auf 119.490 Milliarden Kubikmeter. Rein rechnerisch reiche dieses Volumen für etwa 60 Jahre. Die ehemalige UdSSR verfüge mit 47.000 Milliarden Kubikmeter oder gut 39 Prozent über die größten Vorräte. Sie sei auch der wichtigste Erdgasversorger der Bundesrepublik. Ein weiteres gutes Drittel der Reserven lagere im Mittleren Osten, davon 16 000 Milliarden Kubikmeter (13 Prozent der Weltreserven) in Iran. Die USA verfügten dagegen nur über vier Prozent der gewinnbaren Weltvorräte.

Trotz des Vormarsches des Energieträgers Erdgas sei Mineralöl nach Angaben der Deutsche Shell mit etwa 40 Prozent am gesamten Primärenergieverbrauch nach wie vor der Hauptenergieträger. Auf Kohle entfielen etwa 26 und auf Erdgas 21 Prozent.

Katzenjammer herrscht hingegen bei den Deutschen Stromkonzernen. Wie die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke am Montag abend mitteilte, ging der Verbrauch in den ersten acht Monaten dieses Jahres um 2,4 Prozent auf 285,1 Milliarden Kilowattstunden zurück. Überdurchschnittlich stark verringerte sich dabei erneut der Verbrauch in Ostdeutschland, wo 8,6 Prozent weniger Strom benötigt wurde. Aber damit ja keine falschen Hoffnungen aufkommen sollen, prognostizierten die Stromer einen leicht wachsenden Bedarf in den nächsten Jahren – und damit eine Diskussion über neue Kraftwerke.