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Hochzeitsfeier fiel Stock tiefer

■ Fabrikgebäude im Lerchenhof brach zusammen / 39 Verletzte / Großeinsatz der Feuerwehr / Das Haus war rott

brach

zusammen / 39 Verletzte / Großeinsatz der

Feuerwehr / Das Haus war rott

Freitagabend stürzte in einem alten Fabrikgebäude im Lerchenhof die Decke des ersten Stockwerks ein. 39 Personen wurden verletzt, elf davon schwer. In dem baufälligen Backsteingebäude feierten an diesem Abend rund 50 TürkInnen mit ihren Kindern einen Polterabend, während im gleichen Stockwerk nebenan der türkische Arbeiterverein tagte. Gegen 22 Uhr brach plötzlich die acht mal sechs Quadratmeter große Zwischendecke komplett ein, weil die Stahlträger herausbrachen. Die Menschen fielen in die darunterliegende, leerstehende Etage.

Eine Popgruppe, die schräg unter der türkischen Feiergesellschaft probte, hörte zunächst nur den ohrenbetäubenden Lärm und alarmierte sofort die Polizei. Wenig später brausten Polizeiautos, Krankenwagen und Feuerwehr-Löschzüge durch das abendliche Schanzenviertel. Aufgeschreckte AnwohnerInnen liefen auf die Straße, um sich zu informieren. Am Unfallort selbst verbreitete sich zunächst Panik. Doch die „wohlorganisierte Aktion der Feuerwehr“, so ein Augenzeuge, beruhigte dann die Gemüter etwas.

Die Feuerwehr fuhr mit einem Großeinsatz von 15 Löschzügen, zwei Notartzwagen, einem Kranwagen und einem Großraumrettungswagen an die Unfallstelle und versorgte die aus einer Staubwolke herauskriechenden und benommenen Personen. In dem Großraumkrankenwagen, der wie ein Bus aussieht und innen mehrere Pritschen übereinander birgt, wurde erste Hilfe geleistet, bevor die verletzten Hochzeitsgäste in umliegende Krankenhäuser gebracht wurden. Zehn der Verletzten waren in der Lage, sich zur Notfallpraxis in die Stresemannstraße zu begeben. Zwei Frauen wurden in die Frauenklinik Bülowstraße eingeliefert, vier Kinder wurden in das Kinderkrankenhaus Altona gebracht. Keine der verletzten Personen soll in Lebensgefahr schweben.

Es wird vermutet, daß die schlechte Bausubstanz des zweige-

1schossigen Gebäudes der hohen Belastung durch die vielen Menschen nicht mehr standhalten konnte. Die Bauprüfabteilung wird

jetzt den Ursachen für den Deckeneinsturz nachgehen. Das zweistöckige Fabrikgebäude, in dem bis vor kurzem ein Jugendwerkstatt-Projekt und vormals linke Verlage und Druckereien untergebracht waren, sollte ohnehin zum Frühjahr abgerissen werden. Dieser Termin könnte nun vorrücken, doch der Mieter, der türkische Arbeiterverein, muß sich jetzt eh um neue Räumlichkeiten bemühen. A. Bolz

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