Ziemlich zynisch

■ Urdrü und Podewitz als Doppelkabarett

Fürwahr, viel erlebt haben Vater (Ulrich Reineking-Drügemöller) und Sohn (Willie Podewitz) in ihrem langen und noch nicht so langen Leben. Wirklich schön, daß sie uns am Sonntag abend im Drome ihre Gedanken und Ängste, ihre Sorgen und Nöte so unverbindlich mitteilten. In abwechselnder Folge trugen die beiden Poetisches, Politisches und Alltagssatirisches vor.

Bunt war der Abend und witzig. Wenn der Waller Kabarettist Ulrich Reineking-Drügemöller, und Willie Podewitz, Kolumnist im Zett, in wechselnde Rollen schlüpfen und sich über die Vorgänge des Lebens auslassen, dann geschieht das immer mit viel Wortwitz, satter Satire oder ziemlich zynisch.

Da war die Geschichte von einem Besuch bei Heinz-Rudolf Rüpke, Firmenchef des ganz modernen Altenpflegeheims AD Abgang. Oder das Märchen von einer in Fleischwurst verwandelten Prinzessin. Vater und Sohn ließen uns mit einem Amateurvideofilmer hinter die Kulissen der Bombenentschärfung vom 6. Februar in Bremen schauen. Sie lauschten mit uns der Berichterstattung von den olympischen Wortspielen: „Literatur Leipzig“ gegen die russischen Rethoriker und ließen uns teilhaben an Disziplinen, wie „Leistungslügen“ und „Gedichtheben“. Vattern versuchte uns von den negativen Einflüssen der katholischen Minderheit in Bremen zu überzeugen und Sohnemann erfreute uns mit einem erhellenden Vortrag über das Wesen der Kunst.

Doch scheint die Beziehung von Vater und Sohn zueinander durch die zwanzigjährige Trennung gelitten zu haben: Das Zusammenspiel der beiden beschränkte sich auf das Überleiten zum nächsten Thema. Und da war das spontane Zusammenspiel nie so komisch, wie die Einzelaktionen und Vorträge der beiden.

Erstaunen rief eine unter das Publikum gebrachte echte Aktion des Deutschen Sportbundes: „Mein Freund ist Dein Freund“ aus, in der jeder Besucher die Natonalität eines ausländischen Freundes angeben sollte. Von „Mein Freund ist Trinker“ bis „Mein Freund ist Kanibale“ reichten die Eintragungen des geistreichen Publikums. (Die meisten Karten aus der postalischen Lichterkette blieben allerdings nach der Veranstaltunmg auf den Tischen liegen. Der wahrscheinliche Grund: „Bitte mit Sportbriefmarke frankieren“ stand drauf. Das geht einfach zu weit.)Felix Hoffmann

Nächste Aufführungen von „Vater und Sohn“:

Am 3.3. in „Murken's Krug zur Fähre“; 19. / 20. 3. im Jungen Theater