Pflegenotstand — auf Kosten der Gesundheit

Seit 1988 werden personelle Engpässe in Pflegeberufen mit diesem Schlagwort benannt. Ursachen des Pflegenotstandes sind vor allem die schlechte Bezahlung in den Pflegeberufen, die belastenden Arbeitszeiten sowie eine hohe körperliche und psychische Beanspruchung. Hinzu kommen organisatorische Mängel und eine wachsende Zahl von Pflegebedürftigen. Diese Belastungen ziehen eine kurze Verweildauer der Beschäftigten in den Pflegeberufen und eine dadurch bedingte hohe Fluktuation nach sich. Anfang der 90er Jahre wurde der Personalbedarf für Krankenhäuser und Altenheime in der Bundesrepublik Deutschland auf 60.000 Pflegekräfte geschätzt. Die Pflegesituation in Hamburg zeigt kein besseres Bild. Hier hatte der Pflegenotstand schon 1987 seinen Höhepunkt erreicht. Damals konnten zwischen sieben und acht Prozent der vorhandenen Pflegestellen im Bereich des Landesbetriebes Krankenhäuser, einem organisatorischen Zusammenschluß der zehn staatlichen Krankenhäuser in Hamburg, in dessen Zuständigkeit 5000 Pflegekräfte arbeiten und zu dem auch das AK Harburg gehört, nicht besetzt werden. Heute sind es nur noch zwei Prozent. Die Lücken wurden vor allem mit ausländischem Pflegepersonal, beispielsweise aus Jugoslawien, geschlossen. Ihr Anteil macht mittlerweile rund zehn Prozent der Pflegekräfte aus. Außerdem wurde mit einer groß angelegten Werbekampagne versucht, dem Pflegeberuf in der Öffentlichkeit mehr Ansehen zu verschaffen. Der Verdienst einer ausgebildeten Pflegekraft in den ersten Berufsjahren beträgt 3200 Mark brutto – zuwenig, wenn man die Arbeitszeiten und -bedingungen betrachtet. tos