Des Bürgermeisters unglückliches Händchen

■ Henning Voscherau und die Großprojekte, Teil 3868: Hamburger Landesvertretung in Berlin, ein teures Geschäft

, ein teures Geschäft

Kann man das noch Pech nennen? Genau an dem Tag, an dem die taz über das unglückliche Händchen unseres Bürgermeisters im Millionenspiel um Großprojekte berichtete, nämlich gestern, wird ihm erneut übel mitgespielt. Die schlechte Nachricht ratterte diesmal über den Ticker der Deutschen Presse-Agentur ins Büro des Stadtchefs, handelt vom Kauf eines Grundstücks für eine Hamburger Landesvertretung in der neuen Hauptstadt Berlin — und vom wenig gelungenen Taktieren Henning Voscheraus.

Der hatte nämlich im Jahr 1990, kurz nach der Einheit, den Rückkauf eines ehemals hamburgischen Grundstücks im Berliner Diplomatenviertel abgelehnt, weil ihm der damals genannte Preis, 1600 Mark pro Quadratmeter, viel zu hoch war. „Spekulation ist für mich keine Vertragsgrundlage“, wetterte Voscherau damals gen Spree und ließ das zwischen den Fachbehörden fertig ausgehandelte Geschäft in letzter Minute platzen. Das war durchaus verständlich, hatte Hamburg den Berlinern doch genau dieses Grundstück 1988, also kurz vor der Einheit, für nur 600 Mark pro Quadratmeter überlassen.

Heute allerdings erweist sich diese Ablehnung als überaus unglücklich. Denn der Wert des 3349 Quadratmeter großen Grundstücks ist inzwischen auf rund 4000 Mark pro Quadratmeter angestiegen, so jedenfalls schätzen Experten. Kein Wunder, daß Berlins Staatsrat Peter Kroll das Angebot von 1990 heute nicht mehr aufrecht erhalten will. Nach der Berliner Haushaltsordnung müßten marktübliche Preise verlangt werden. Was beim Hamburger Kollegen Curilla sicherlich auf Verständnis treffen wird.

13 Millionen Mark müßte Hamburg heute für sein altes Gelände auf den Tisch legen — rund elf Millionen mehr, als der Senat 1988 für das Gelände bekommen hat, und acht Millionen mehr, als der Rückkauf 1990 gekostet hätte. Staatsrat Kroll nicht ohne Häme: „Hamburg hat da einfach Pech gehabt.“

Kann man wohl sagen, denn irgendwo muß Hamburg ja sein Hauptstadt-Domizil aufschlagen — falls sich die Bonner Kollegen nicht doch noch überlegen, lieber am Rhein zu bleiben. Und unter 4000 Mark pro Quadratmeter wird man sicher nicht davonkommen, für einen lauschigen Platz im künftigen Regierungsviertel am Spreebogen werden zweistellige Millionenbeträge die Regel sein. uex