Gefährliches Spiel im Zug: „Bahnsurfer“ tödlich verunglückt

■ 14jähriger starb beim „Zugsurfen“ / Surfer-Szene der Polizei unbekannt

Ein erstes Todesopfer hat das unter Jugendlichen verbreitete „Zugsurfen“ nun auch in Bremen gefordert. Am Sonntag abend stürzte ein 14jähriger Bremer Schüler aus Lesum auf der Höhe Schwarzer Weg in Gröpelingen aus einem Vorortzug. Nach Angaben der Polizei wurde der Junge durch den Aufprall auf den Boden sofort getötet.

Zusammen mit einem 15jährigen und einem 16jährigen Freund war der Jugendliche aus Lesum mit der „Citybahn“ unterwegs von Vegesack in die Innenstadt. Nach Angaben der Freunde hatte der rotgekleidete Schüler allein das Abteil verlassen. Als einer der Freunde nach ihm sehen wollte, bemerkte er ein geöffnetes Fenster der Waggontür und sah schemenhaft „etwas Rotes wegfliegen.“ Im Bahnhof Walle alarmierten die Jungen den Schaffner. Daraufhin wurde die Strecke für eine Stunde gesperrt. Beim Absuchen des Gleiskörpers wurde der 14jährige wenig später tot geborgen.

Die Freunde des Verunglückten standen zunächst unter schwerem Schock, konnten aber wenig später aussagen: Sie gaben an, in der Vergangenheit zusammen an Zügen „gesurft“ zu sein, also sich während der Fahrt aus dem Zug gelehnt oder außen am fahrenden Zug geturnt zu haben.

Polizei und Bundesbahn in Bremen dagegen wissen nichts von einer „Zugsurfer-Szene“. In den letzten zwei Jahren könne er sich vielleicht an drei Fälle erinnern, sagte Klaus Kopka von der Bundesbahn. „Anders als in Großstädten wie Hamburg oder Berlin sind wir bisher in Bremen davon verschont geblieben.“ Von einer Verbindung von Sprayern und Surfern weiß Kopka nichts: „Bei den vielen Sprayern müßten wir eine viel größere Surfer-Szene haben, wenn das zutrifft.“

Wirklich unternehmen kann die Bahn nach Kopkas Angaben gegen den gefährlichen Sport nichts: „Die Türen sind ja während der Fahrt verriegelt, da bleiben nur die Fenster übrig, wenn man hinausklettern will. Aber wir können nicht einfach die Züge abriegeln. Mir fällt auch nicht ein, was wir dagegen tun können. Wir können nur hoffen, daß das ein Einzelfall bleibt.“

Auch die Polizei hat „keine Hinweise auf das Entstehen einer solchen Szene.“ Von Jugendlichen hört man aber das Gegenteil: zwar bewege sich das Zugsurfen nicht in Dimensionen wie in Hamburg oder Berlin, doch etwa 40 Jugendliche riskierten auch in Bremen ihr Leben und ihre Gesundheit außen an den Zügen. Beliebt seien vor allem die Züge der Citybahn, die mit 120 Stundenkilometern Geschwindigkeit fahren, doch in den Ferien werde durchaus auch auf Fahrten in der weiteren Umgebung von Bremen gesurft.

Die Kids wissen um die Gefährlichkeit ihres Verhaltens, aber der Reiz liege im „Rausch, mit dem man den ganzen Alltag vergessen“ könne. Die Surfer sind zwischen 14 und 18 Jahre alt, heißt es. Der Verunglückte sei mit seinen 14 Jahren „verdammt jung“ gestorben.

Bernhard Pötter