Die Krähen-KriegerInnen machen mobil

■ Vermittlungsversuch des Naturschutzamtes zwischen AltenheimbewohnerInnen und den Krächzern erfolglos

des Naturschutzamtes zwischen AltenheimbewohnerInnen und den Krächzern erfolglos

Tatort Altersheim: Alte Damen versuchen mit aller Macht unter Naturschutz stehende Saatkrähen zu vertreiben. Die Mittel dazu sind ihnen egal. Erschiessen, Eier wegnehmen oder nur verscheuchen – egal, nur weg müssen die Viecher. So lautet der Tenor einer Veranstaltung in der Seniorenwohnanlage Walddörfer in Berne. Das Naturschutzamt hatte am Mittwoch in einem Gespräch versucht, Verständnis für die bedrohten Vögel zu finden, von denen sich die BewohnerInnen des Altenheimes belästigt fühlen.

Auf einem rund einen Hektar großen Waldstück, das direkt an die Walddörfer Anlage grenzt, brüten in diesem Jahr etwa 80 Krähenpaare. Wiederholt hatten sich Menschen aus dem Wohnheim über die Krähen beklagt. Hauptbeschwerdepunkt: Die Rabenart würde zu sehr lärmen. Auch ein altes Märchen mußte herhalten: Vereinzelt seien sogar Damen von den Vögeln angegriffen worden. Hitchcock läßt grüßen – und die Boulevardpresse auch, die es sich nicht verkneifen konnte, Titel wie „Altenheim in Angst“ oder „Kräheninvasion“ zu erfinden.

Keine Frage, bei soviel Öffentlichkeit darf auch ein Politiker nicht fehlen, der die Gunst der Stunde nutzt. Diesmal in Gestalt des Wandsbeker CDU-Bezirksabgeordneten Karl-Heinz Warnholz. Wie ein Verkäufer für Heizdecken auf einer Butterfahrt agierte der untersetzte Mann am Mittwoch. „Nun müßt ihr aber mal klatschen“, forderte Warnholz die rund 30 Damen auf, nachdem Heimleiterin Gudrun Wawerzien nochmals die Entfernung der Krähen verlangt hatte. Dem Vertreter des Naturschutzamtes, Günther Helm, versuchte Warnholz zuvor, ständig Versprechen abzuringen: „Sie sind aus den verschiedensten moralischen und sozialen Gründen verpflichtet, die Nester wegzumachen. Ich möchte, daß Sie uns versprechen, daß die Nester wegkommen“, rief Warnholz. Ein Politiker auf Wählerstimmensuche? Da gab es doch mal einen inzwischen verstorbenen CDU-Kollegen aus Schleswig-Holstein, der hatte die gleiche Altenheim-Masche drauf... Naturschützer Helm hatte kein leichtes Spiel: „Wenn Sie wollen, daß die Vögel ganz wegkommen, müssen Sie die Bäume fällen“, sagte er. Eine Dame fand es zwar langweilig, immer nur auf Bäume zu gucken, doch die Mehrheit wollte nur die Vögel weghaben. „Wir ha-

1ben eine Wohnung für Jüngere freigemacht, nun kann man uns auch etwas Ruhe gönnen“, sagte eine Dame mit grauem hochtoupiertem Haar und fügte etwas konkreter hinzu: „Die Vögel müssen weg, egal wie.“ Helm, der durch den publikumsträchtigen Auftritt von

1CDU-Mann Warnholz der Menge ausgeliefert war, verwies auf die Gesetze: „Wir sind gehalten, uns an die Bestimmungen zu halten und die besagen, daß die Tiere nicht getötet oder gestört werden dürfen.“ Schon kam Karl-Heinz Warnholz mit der „wir-sind-ja-alle-Freunde-

1und-wollen-nichts-böses“-Masche und riet: „Wir wollen die Tiere ja nicht töten, nur vertreiben. Die Feuerwehr will uns dabei helfen und die Nester abspritzen.“ Zustimmender Jubel unter den Alten, stumme Resignation bei Naturschützer Helm. Andrew Ruch