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Soundcheck

■ Candy Dulfer / Chris Cacavas / Malaria / Pat Metheny

SOUNDCHECK

Gehört: Candy Dulfer. Unangestrengte gute Laune, Cosmopoliten-Flair und Kabinettstückchen prägten den Auftritt der Saxophonistin Candy Dulfer. Dabei ging es der holländischen Könnerin Dulfer ähnlich wie dem All-American-Sonnyboy unter den Jazz-Gitarristen, Pat Metheny: beide pflegen einen konstruktiven Umgang mit den an sie gestellten Erwartungen, was in ihrem Fall bedeutet, melodisches Spiel als Primär-Tugend anzugeben. Dulfer und Metheny beteiligen sich

1aber auch immer wieder an Kollaborationen, die einen jeden Kulturpessimismus ablegen helfen. In der großen Freiheit belegte Dulfer ihr Talent durch ein Repertoire, das freundliche Vereinnahmung ebenso in Aussicht stellte wie rhythmische Halsbrecherei und Zwölfton-Zärtlichkeiten. Am Ende, nach einem ereignisreichen Konzert, hieß es für die junge Frau und ihre Band: Sauberbleiben durch duftende Sessions in Wechselbädern. Kristof Schreuf

Heute abend: Chris Cacavas & Junkyard Love. Wenn das Fachblatt, Michael Ruff, Hifi Vision und die Frankfurter Rundschau allesamt Loblieder auf einen Musiker schreiben, kann es sich nur um einen gestandenen Amerikaner auf dem Kunst-Rock-Acker handeln. Der ehemalige Orgler von Green On Red, Chris Cacavas, der zuletzt im Januar als Trauzeuge für Giant Sants Hochzeit mit der Hamburger Schrabbel- Rock-Gemeinde erschien und ein kleines Konzert im Knust miterledigte, befriedigt eben alle, die Rock für wirkliche Musik halten. So unterschiedlich der Ton der Hohelieder ausfällt, so sicher ist der Klang des Abends: weiße Mittelklasse. tlb

Große Freiheit, 23 Uhr

Heute abend: Malaria. Bettina Köster und Gudrun Gut, der gealterte Restbestand eines Presse-Kultes der Achziger, haben eine Strafarbeit echten New-Wave-Gewürges hingelegt. Cheerio ist der wiederwärtige Synthie-Erguß von zwei Damen, die anscheinend jeden Zeitbezug verloren haben. Echte Masochisten laßen sich von den peinlichen Texten und den 11 Todsünden der Popmusik in der Chauvi-Spelunke Traxx foltern. tlb

Traxx, 22 Uhr

Heute abend: Pat Metheny. Kristof Schreuf hat in seiner obigen Besprechung des Candy-Dulfer-Konzertes den Pat-Metheney-Äther schon recht schön in Worte gefasst. Der Jazz-Wohlklang hinter dem Punkt, wo man mit Technik bestechen möchte, ja der weiße Androidenring des schwarzen Musikplaneten, das ist der Gitarrist im Synthesizer-Kleid, Pat Metheney. tlb

Stadtpark, 19 Uhr

Warnung: Drei Tage Musik vom Beliebigsten bietet das Hafenrock- Festival. Alle Bands, die wir eh nie hören wollten, die aber trotzdem andauernd in Hamburg Konzerte bekommen, machen den Gang zum Fischmarkt bis Montag unmöglich.

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