Liberales Halali auf Wild und Vogel?

■ Streit um FDP-SpitzenkandidatInnen / Gisela Wild ist Parteichef Vogels Favoritin / Ex-Senator Rahlfs hat eigene Pläne

Gisela Wild / Ex-Senator Rahlfs geht auf Konfrontationskurs

Den Elbliberalen steht neuer Knatsch ins Haus. Knapp eine Woche, nachdem Parteichef Robert Vogel die Rechtsanwältin Gisela Wild zur Traum-Spitzenkandidatin für die Bürgerschaftswahl erklärt hat, kündigte sein ewiger Widersacher, Wilhelm Rahlfs, gestern gegenüber der taz an, einen Gegenkandidaten ins Rennen zu schicken: „Ich werde einen eigenen Vorschlag präsentieren.“ Den Namen will Rahlfs aber erst auf der FDP- Landesvorstands-Sitzung am 23. Mai nennen.

Seinen Groll über den neuerlichen Alleingang von Robert Vogel, der sich erst vorletzte Woche durch seine unabgestimmten und eigenwilligen Kommentare zum Wiederholungswahl-Urteil innerparteiliche Kritik zugezogen hatte, mag Rahlfs kaum verbergen. „Wenig hilfreich“ sei Vogels Werbekampagne für Gisela Wild; sie würde jedoch „nichts präjudizieren“. Im Gegenteil: Die Gegner des greisen Parteichefs, die bei dessen Wahl zum Parteivorsitzenden der Elbliberalen hauchdünn unterlagen, könnten die KandidatInnenkür zur Revanche nutzen – Wild abblitzen lassen, um Vogel eins auszuwischen. Auch Vogel-Gegenspieler Rahlfs geht davon aus, daß es Gisela Wild „mehr schaden als nützen“ dürfte, sich vor Vogels Karren spannen zu lassen.

Für die Juristin Gisela Wild könnte dies das frühzeitige Aus im KandidatInnen-Schaulaufen bedeuten. Der taz erklärte sie: „Ich mache es nur, wenn ich von einer breiten Basis in der Partei getragen werde.“ Ihre Aufgabe als Spitzenkandidatin sieht Gisela Wild darin, der „Politikverdrossenheit“, von der auch sie erfaßt worden sei, „entgegenzuwirken“. „Ich finde, daß es in der Politik mehr um Sachthemen gehen muß.“ Ihrer Aufassung nach werden von den Parteien zu oft unnütze Streitigkeiten ohne substanziellen Hintergrund vom Zaun gebrochen. „Davon sind alle Parteien gleichermaßen betroffen — auch die FDP. Das ist aber nicht meine Streitkultur.“

Gisela Wild ist seit 1982 Mitglied der FDP. Nach der Bonner Wende war sie in die Partei eingetreten, um den linksliberalen Flügel gegen die Wirtschaftsfraktion zu stärken. Daß Gisela Wild kompromißlos streiten kann, hat die „Anwältin mit Leib und Seele“ Anfang der achtziger Jahre bewiesen, als sie zusammen mit Maja Stadler-Euler vom Bundesverfassungsgericht die Volkszählung aus datenrechtlichen Bedenken stoppen ließ.

Und was möchte die Juristin in der FDP verändern? „Dazu etwas zu sagen, ist noch zu früh. Da muß ich mir selbst ein Programm erarbeiten. Aber erst einmal muß ich von der Partei nominiert werden.“ Sollte Gisela Wild bei der KandidatInnenkür durchfallen, droht Vogel bereits damit, selbst seinen Hut in den Ring zu werfen. Nachdem der FDP-Landesvorstand sich am 23. Mai damit befassen wird, welche Personen die Liberalen im Bürgerschaftswahlkampf repräsentieren, wird eine für Ende Juni einberufene VetreterInnenversammlung das letzte Wort haben. kva/mac