KünstlerInnen aus Alices Wunderland

■ Die „Portal Gallery“ in Bremen hat ihr Vorbild in London und sucht die Maler der eingefrorenen Träume

„Sophistcated, subtil, bizarr - witzig, gebrochen, durchtrieben, phantastisch“ — Ingrid Ahlring von der Portal Gallery, Bremen, ist um Adjektive nicht im geringsten verlegen, wenn es darum geht, ihre Ausstellungen und KünstlerInnen gegen die Schublade „Naive Kunst“ zu verteidigen. „Sicher“, sagt sie, „unsere Künstler arbeiten figurativ, sie erzählen Geschichten, besser noch — Märchen, eingefrorene Kinderträume, aber sie sind nicht naiv. Es sei denn als spielerische Attitüde.“

Die Portal Gallery, seit zweieinhalb Jahren am Dobben ansässig, zieht KünstlerInnen an, die allesamt als Kinder in Alices absurden Wunderland gelebt haben müssen. Genauso wenig aber wie Lewis Carrolls' „Alice in Wonderland“ ein unbescholtenes Kinderbuch im deutschen Sinne ist, sondern hintergründig, ironisch und ganz schön unheimlich und fies, genauso wenig lieb oder harmlos sind Ingrid Ahlings Lieblinge.

Sie sind keineswegs alle Engländer, aber sie würden es als hohe Auszeichnung empfinden, wenn sie in den Kreis der Londoner sogenannten „Portal Painters“ aufgenommen und regelmäßig in der dortigen „Portal Gallery“ ausstellen könnten. Vor 33 Jahren wurde die Londoner Portal Gallery von zwei Männern gegründet, deren Namen in Ingrid Ahlrings Mund die Aura von „großen Namen“ erhalten: Eric Lister und Lionel Levy. Dort versammelten sich MalerInnen, die in keine gängigen Kategorien passen, weil sie mit allen Kategorien spielen: Surrealismus und magischem Realismus, Elementen der neuen Sachlichkeit und Perspektivenspiel wie M.C.Escher.

Ingrid Ahlrings Galerie hat sich ihren Namen nicht umsonst von der Londoner Portal Gallery geliehen: „Inzwischen haben wir uns einen Ruf vor allem unter den jungen Künstlern gemacht. Wo sonst in Deutschland kann man diese Portal-Kunst zeigen. Uns erreichen sehr viele Ausstellungswünsche, ich muß nicht unterwegs sein und wie ein Trüffelschwein die neuesten Maler suchen.“

Sechs bis sieben Ausstellungen organisiert Ingrid Ahrling pro Jahr. Der Bremer Maler Henry Diekmann war dabei, der einzige echte „Naive“, der die Gaulloises Reklame der 70er Jahre machte und den Bremer Anekdotenerzähler Hermann Gutmann illustrierte. Und der Heidelberger Cornelius Fraenkel mit seinen phantastisch-intellektuellen Bildern, der Engländer James McNaught mit den dicken, starken Frauen und zwischen einigen originalen „Portal Painters“ gab es auch Skulpturen und Holzfiguren.

Die Preise der Kunstwerke sind zum Kopfschütteln billig (“Die Leute sind ja noch so jung und finden hierzulande keine Presse“), die Arbeit und der Aufwand für die Ausstellungen ist groß. (Die schweren, oft verglasten Bilder für die überaus spannende aktuelle Ausstellung der Portugiesin Teresa Furtado kamen in einem Lastwagen mit vierzehn Rädern.) Aber bei allen Durststrecken, Ingrid Ahrling liebt ihre Portal Gallery und hat so viele schöne Adjektive: „ virtuos, humorvoll, gefühlvoll, hinterhältig, magisch, scheinnaiv...“ Cornelia Kurth