Kulturklimaschock

■ Der Rat zum Theater: Brücken bauen statt Gräben ziehen

Angst vor dem Umkippen des „Kulturklimas“ treibt den Kulturrat um. In der Debatte um den Haushaltsplan für 1994, dessen erste Runde die Senatorin vergangene Woche einläutete, drohe ein gefährlicher Hickhack um die Staatsmillionen — „harte, verletzende Geschichten“ sieht Reinhold Schäfer auf die Kulturträger zukommen und meint damit insbesondere das Theater. Wenn nicht Brücken geschlagen werden, zwischen der „freien“ und der „etablierten Kultur“.

Derlei Kooperationen müßten freilich auch auf dem Haushaltswege Unterstützung finden. Die aber sucht Schäfer vergebens in Trüpels erstem Haushalts-Entwurf. Für solche „Brücken-Projekte“ hatte die Theater-Sektion des Kulturrates eine halbe Million Mark jährlich gefordert. Ein entsprechendes Papier sei der Behörde im März vorgelegt worden. Die gewünschte feste Stelle für derlei „Sondermittel“ aber ist im Bremer Haushalt derzeit nicht eingeplant. Und daß die Kultur- Brücken sich aus den freien Projekt-Mitteln (z.B. dem Glücksspiel-Töpfchen) bauen lassen — daran hat Schäfer seine Zweifel: Er befürchtet, „daß dort, wo neue Projekte entstehen könnten, die Förderung hinten runterfällt“.

Dabei haben z.B. Schäfers Freiraum-Theater und das Ernst-Waldau-Theater doch schon Beispielhaftes geleistet auf dem Gebiet vertrauensbildender Maßnahmen, z.B. mit dem gemeinsamen Clowns-Festival im Mai. Die Vorzüge solcher Brückenschläge liegen für Schäfer auf der Hand: „Durchmischung des Publikums“, „bessere Ausnutzung der Ressourcen“ — und evtl. auch mehr Einnahmen. Die ja wiederum dem heimischen Haushalt zugute kämen. Und nicht zuletzt dem Klima: „Wenn wir uns selber nicht auseinanderdividieren lassen, haben wir einen langen Atem.“ two