Werftgelände steht weiter leer

■ Senatsantwort auf Frage nach AG-Weser“ läßt alles offen / Millionenforderung

Seit zehn Jahren ist nun die Werft AG-Weser“ dicht, ein riesiges Gewerbegebiet an der Kaje ist frei — seit Jahren bewegt sich dort nichts. Das Gelände gehört weitgehend der Stadt und ist zu einem derart billigen Pachtzins an die Firma Grunau abgegeben, daß Bremen bei dem „Geschäft“ monatlich ca. 200.000 Mark dazuzahlt.

Die Verträge, die Bremen mit Grunau machte, sind so vorteilhaft für das Unternehmen, daß Bremen kräftig zuzahlen müßte, wenn es wieder über das AG-Weser- Gelände verfügen wollte. Grunau verlangte einmal insgesamt 30 Millionen Ablöse. Derzeit verhandelt die Stadtgemeinde Bremen direkt mit der Sparkasse darüber, wieviel Million Bremen hinblättern muß für den Abschied von seinem Irrtum, der Anstrich-Unternehmer Grunau werde hier Großanlagenbau betreiben. Denn die Sparkasse, an die Grunau in zweistelliger Millionenhöhe verschuldet ist, hat zusammen mit der Commerzbank die Regie übernommen im Grunau-Firmenimperium. Das könnte die Sache noch teurer machen: „Bei dem kreditinstitut hat Bremen noch mehr zuberücksichtigen“, räumt Wirtschaftssenator Jäger ein. Der Senat hat gestern vorsichtshalber beschlossen, daß die Verträge im Senat vorgelegt werden müssen, die es mit Grunau abgeschlossen werden.

Dafür ließ der Senat es zu, daß das Wirtschaftsressort auf eine Kleine Anfrage der Grünen zum Thema mit kaum verhüllter Auskunftsverweigerung antwortet. Wieviele Arbeitsplätze Grunau in Bremen geschaffen habe, wollen Marieluise Beck und die Grüne Fraktion wissen. (Grunau hatte dafür Subventionen kassiert.) Zum 31.5.1992 seien 292 gemeldet worden, davon müßten aber die Aushilfen und die abgezogen werden, die nicht in Bremen arbeiten: „Diese Umrechnung muß noch geleistet werden“. Ein Gutachter des Stadtentwicklungsressorts fand auf dem Werft-Gelände außerhalb der Büros nur 10-30.

Da Grunau seine Hallen erheblich teurer an Bremen verkaufen will als er damals dafür hinblättern mußte, wollen die Grünen wissen, wieviel Grunau investiert habe. Es lägen zwei Wertgutachten vor, antwortet Wirtschaftssenator Jäger, aus denen das aber nicht hervorgehe.

Der Senat an dem Konzapt „Großanlagenbau“ festhalte, fragen die Grünen. Immerhin wurde dafür mit EG-Mitteln der Bockkran aufwendig instandgesetzt und die Bahn verlängert. Antwort: Dies „wird marktseitig erneut überprüft“, antwortet der Senat. Daß das Dornier-Gutachten, das diese Frage überprüft, seit Monaten in der Schublade bei Wirtschaft streng vertraulich liegt, verschweigt der Senat.

Falls darin steht, daß das Konzept Unsinn ist und sich nicht rechnet, dann ist der Kran nur noch Schrott wert, die Sparkasse muß Millionen abschreiben, die sie im Vertrauen auf Bremens Wirtschaftsförderung an Grunau lieh. Den Offenbarungseid in Sachen AG-Weser“ hat Bremens Wirtschaftsbehörde aber vorerst noch einmal auf den Herbst 1993 vertagt. K.W.