Weg mit dem Behördenimage

■ Bremer Entsorgungsbetriebe mit positiver Bilanz / Zukunftsaufgaben: Abwasser und Abfall

Weg mit dem Behördenimage

Bremer Entsorgungsbetriebe mit positiver Bilanz / Zukunftsaufgaben: Abwasser und Abfall

Wenn das „Duale System Deutschland“ scheitert, wandert auch der wiederverwertbare Bremer Müll in Zukunft auf die Deponie oder in den Ofen: „Alternativen zum Dualen System gibt es derzeit nicht“, erklärte gestern Richard Kluve, Betriebsleiter Abfall bei den Bremer Entsorgungsbetrieben (BEB). Von einer Finanzkrise des DSD — wie gestern allgemein berichtet wurde, sollen dem Unternehmen 200 bis 300 Mio. Mark fehlen — merkten die BEB allerdings nichts: „Bisher wurden alle Rechnungen pünktlich bezahlt.“

Eigentlich wollten Richard Kluve und Betriebsleiter Dieter Voigt gestern aber auf ein „erfolgreiches erstes Jahr als Eigenbetrieb“ zurückblicken. Im Sommer 1992 wurden die Bereiche Abfall und Abwasser in den BEB zusammengefaßt. Der Schritt hat sich laut Voigt gelohnt: „Wir haben sehr viel bewegt in diesem Jahr. Die sichtbaren Erfolge beim Abwasser und den Einstieg in die Abfallsammlung hätten wir als Behörde nicht so schnell geschafft.“ Vorteile seien vor allem die schnelleren Entscheidungsstrukturen und die klare Finanzierung: „Wir bekommen unsere Einnahmen nicht aus dem Bremer Haushalt, sondern nur aus Gebühren.“ 364 Millionen Mark sind das im Jahr; insgesamt weist der Haushalt eine Bilanzsumme von 2,4 Milliarden Mark Vermögen aus. Bei einer Zunahme von 30 Prozent bei Sachaufgaben und 90 Prozent bei Investitionen haben sich die BEB auch 10 Prozent mehr Personal gegönnt, führte Voigt aus. In Zukunft werde man alle Leistungsbereiche nach möglichen Rationalisierungen durchforsten. Weg vom Behördenimage, hin zu mehr „Kostenbewußtsein bei den Mitarbeitern“ ist die Devise — „wir wollen die Konkurrenzfähigkeit des öffentlichen Dienstes erhalten.“

Das wichtigste Thema für die BEB im vergangenen Jahr sei die Einführung des Dualen Systems gewesen, meinte Richard Kluve. 35 Prozent der Haushalte hätten inzwischen den „Gelben Sack“ für Kunststoffmüll, bis November werde der Rest von Bremen „im Eilverfahren“ angeschlossen. „Trotzdem ist die Aufbereitung von Kunststoff nicht gelöst, denn die Zerlegung in chemische Bestandteile hat eine negative Energiebilanz“, meinte Kluwe. Er plädierte dringend für Müllvermeidung: „Man muß den Kunden auffordern, bestimmte Sachen nicht zu kaufen.“ Auch die Einführung der codierten Tonne in Bremen stößt bisher überwiegend auf Zustimmung: „Wir haben bisher etwa ein Prozent Verweigerer, aber das wird sicher mehr in anderen Stadtteilen.“ Für die wirklichen Platzprobleme mit den neuen Tonnen werde man sich Lösungen überlegen, so Kluwe. Richtig verweigern könne sich aber niemand: „Es gibt einen gesetzlichen Zwang zum Anschluß an die Müllabfuhr, wir wollen ja keine Zustände wie in den fünfziger Jahren.“ Da blitzte es noch einmal auf, das alte Behördendenken. Bernhard Pötter